Volts Brünker im Scheinwerferlicht
Gut gemeint, schlecht gemacht.
Wenn’s um die große Inszenierung geht, dann ist normal Volts Brünker nicht weit. Heute war es aber nur eine einfache Pressemitteilung per Mail, die aber wieder mal kurz vor einer Showdownsitzung für so viel Irritation sorgt wie Rap beim Blues- und Jazzfestival.
Inhaltlich ists schnell zusammengefasst: Der OB soll sein Amt ruhen lassen, bis alles geklärt ist. Er begründet das ausschweifend, zusammengefasst “Ich trau dem OB nicht.” – Das klingt nachvollziehbar.
Der Skandal (bzw. der sogenannte Skandal, ihr wisst Bescheid) zieht sich nun bereits seit über vier Wochen in der lokalen Öffentlichkeit und klebt an der Stadt wie ein Kaugummi am Schuh samstagabends in der Sandstraße. Außer einem Bericht zweiter Klasse ging noch nichts an die Stadträte, die sich seit Wochen der Presse als primäre Informationsquelle bedienen müssen. Um im Bild der Schauspielerei zu bleiben: Dreiviertel des Stadtrats dürfte sich aktuell so überflüssig vorkommen wie die zweite Garde der Statisterie bei pseudo-dokumentarischen Gerichtsshows auf RTL2. Der Geduldsfaden scheint dünn. Und der OB zupft auch noch mit Schöngeschwurbel seiner Pressestelle, Datenschutzgewinsel und seiner Fokussierung auf Strafanzeigen gegen Whistleblower dran.
Da ist es auch kein Wunder, dass H.G. Brünker genau jetzt nach vorne prescht, in der Deckung von Presserecherche und nach Verlautbarungen dritter, so dass man ihm sicher wieder nix anhaben kann. Die Information, dass bereits 2013 gewisse Zulagen kritisiert wurden, liegt seit Wochen, ach, was sag ich, seit Monaten vor. Ende Oktober haben Brünker und der Rechnungsprüfungsausschuss davon erfahren und sich gedacht: “Achja. Hm. Gottchen. Reden wir nächstes Jahr mal drüber.” – Ich zweifel nach wie vor und, bis man mir das Gegenteil beweist, am Leseverständnis mancher Stadträte. Mein größter – naja, vielleicht nicht ganz – Aber ein großer Wunsch wäre, dass wir den Bericht mal zusammen Zeile für Zeile im Rechnungsprüfungsausschuss durchgehen. Einer nach dem anderen, ich würde sie aufrufen. Lesen lassen, erklären, was da steht. Ich versteh nicht, warum sie einerseits immer die Presse brauchen, um sich aufzuplustern, gleichzeitig aber Whistleblower ankreiden.
Aber gut. Ich mag nicht zu sehr auf Brünkers Ansinnen herumhacken. Seine Idee, den OB als Chefsachenaufklärer auf Eis zu legen, war ja gut, das Timing war – sagen wir es diplomatisch – mittelmäßig. Ähnlich wie bei der Wahl des Finanzreferenten. Er ist halt Schauspieler, kein Regisseur. Aber vor allem eines passt mir nicht: Dass er das Selbstverständlichste fordern muss.
Andi hätte selbst bereits – souverän mit 15 Jahren Amtszeit im Kreuz und weil ja laut Bamberg Fox.. tschuldigung… Bamberg Facts und Stieringer eh alles haltlos ist – im Herbst ohne Pressedruck, ohne Rechnungsprüfungsausschuss den Aufklärungsprozess dadurch nachweislich transparent gestalten können, dass er sich proaktiv inaktiv stellt. Ein halbes Jahr lieber mal mit Wolfgang Metzner um die Häuser ziehen und Blumensträuße bei goldenen Hochzeiten, 95. Geburtstagen und beim Jubiläum der Kaninchenzüchter zu überreichen, wäre ja nach so langer Zeit im Chefsessel auch mal eine abwechslungsreiche Aufgabe für ihn gewesen. Stattdessen wurden aber noch Referate umgebaut, Höhergruppierungen durchgeboxt und Finanzreferenten wiedergewählt, das trumpeske Verhalten der SPD-Fraktion mit billigster Hilfe von Bamberg Facts ausgebaut, eine Strafanzeige initiiert und der Datenschutz als Universalantwort auf alles ausgegraben.
Das Stück zieht sich. Selbst wenn sich die eine oder die andere einmalige 50-Euro-Zulage in dieser Pauschandemie irgendwie rechtlich sauber schwurbeln lässt und gut gemeint gewesen sein sollte, das Drumherum wird bisher ganz schön schlecht gemacht.
mins
read