Referentenbesetzung nach Andi
Da haben sich tatsächlich schon einige um mich Sorgen gemacht. Eingeschneit, eingesperrt könnte ich sein. Oder beides. Aber nein, alles gut. Ich wollte nur mal schauen, ob es in dieser Stadt auch ohne mich voran geht und hab mich mal für ein paar Tage aufs Canapé geschmettert. Ob es die Sehnsucht nach meinem Geschreibe war oder Sorgen, dass der ÜberstAndi-Skandal nach dem kurzen Aufkochen zum Jahreswechsel nun für Jahrzehnte im Gefrierschrank hinten links landet wie der übrige Pichelsteiner Eintopf und vergessen wird, weiß ich auch nicht. Auch wenn es die Hoffnung einiger sein mag, gepaart mit deren Versuch, mit Coronadiskussionen und süßen Hundebildern vom rathausgemachten Treuepunktesystem abzulenken, das seit Wochen landesweit durch die Presse gondelt.
Zuletzt ging es um die Besten der Besten, die unser Oberbürgermeister gerne auf den für die Stadt und für ihn allerwichtigsten Posten einsetzt. Wer mag es ihm verübeln? Kein Chef sammelt gern Mitarbeiter um sich, die unangenehme Fragen stellen und permanent auf eigene Defizite und Unzulänglichkeiten hinweisen. Egal wie groß der Bock, der auf der Erbainsel geschossen wurde, wichtig scheint nur die Fähigkeit zu einigermaßen plausiblen, aber vor allem wohlklingend geschwurbelten Erklärungen, die die Dotterweichs, Eichfelders und Dechants dieser Stadt nur mitleidig und verständnisvoll für den Andi und seine Premiumtruppe im Rathaus abnicken können.
Apropos nicken… Auch der Stadtrat hat sich fraktionsübergreifend ans Abnicken gewöhnt. Das wird kaum an einer Stelle so deutlich wie bei den aktuellen Referenten. Sieben an der Zahl sind das in der Stadt Bamberg für die Abteilungen Finanzen, Bauen, Wirtschaft-Beteiligungen-Digitalisierung, Personal-Ordnung-Recht-Konversion, Kultur, Bildung-Schulen-Sport und Klima-Mobilität-Soziales, wobei letzteres aktuell vom 2. Bürgermeister übernommen wird. An Andis Wahlversprechen von 2006, die Verwaltung zu verschlanken, erinnert sich heute zu seinem Glück keiner mehr. Auch nicht daran, dass es damals inklusive 2. Bürgermeister nur vier Referenten gab. Aber so ist das mit den Jahren. Man nimmt sich vor abzuspecken, ist am Ende aber froh, wenn man sich nach 14 Jahren nur 10 Kilo draufgefressen hat.
Nach den beiden Chefs im Rathaus sind die Referenten – teils als berufsmäßige Stadträte, also Wahlbeamte, teilweise Karrieristende – die ranghöchsten und bestbezahltesten Mitarbeitenden im Rathaus. Wer glaubt, dass solchen Mitarbeiterbesetzungen der obersten Rathausebene ein langwieriges und ausgiebiges Auswahlverfahren vorangeht, der täuscht sich. Zumindest was die Stadt Bamberg angeht. Das letzte große Auswahlverfahren von Referenten und ihrer Besetzung ist fast länger her als die Chefsache Kettenbrücke. Seither wurden alle Referenten auf Vorschlag des Oberbürgermeisters gewählt oder bestellt.
Bertram Felix übernahm Finanzen vom 2008 scheidenden Bubmann, zunächst kommissarisch, und anschließend gewählt, weil er ja eh schon da war. Rein zufällig. Und nachdem er bisher für jedes noch so große, finanzielle Chefsachendesaster irgendwo im Rathaus einen Sparstrumpf gefunden hat, reichen die durchschnittlichen Überstunden schon gar nicht mal mehr aus, um alle seine Aufgabenbereiche aufzuzählen, die ihm nach und nach anvertraut wurden.
Im Baubereich hatte man im Zusammenhang mit den ganzen Brückenchefsachen drei Referenten einbetoniert: Strauß, Zistl-Schlingmann und Ilk. Letzterem gefiel es plötzlich in Ludwigsburg besser als sich in Bamberg mit irgendwelchen, undankbaren Brücken die Finger zu verbrennen. Und so setzte der OB dem Stadtrat – wieder ohne Ausschreibung – Thomas Beese vor die Nase. Offensichtlich war man im Gremium der Ratsherrinnen und -damen zu jener Zeit froh, dass überhaupt jemand so verrückt war, Brückenbaureferent werden zu wollen.
Weil der OB – wir erinnern uns an 2006 – die Verwaltung verschlanken wollte, schaffte er erst ein neues Referat. Zentrale Steuerung (kurz: Zeug), inzwischen Personal. Das leitet als Referent Christian Hinterstein. Überraschung: Auch ohne Ausschreibung. Und direkt, weil – mehr ist laut Wahlversprechen weniger – noch ein zweites: Das Wirtschaftsreferat mit eigenem Referenten. Erst wollte er das selbst machen, weil er sich dachte, bei Wirtschaft geht’s halt um Brauereigaststätten, und es wäre deshalb genau seins. Den Referentenjob erhielt? – Richtig. Ohne Ausschreibung sein damaliger Bürgermeisteramtsleiter Dr. Goller. Der Stadtrat nickte.
Nach der Wahl 2020 und der Referatsrochade ergab sich endlich – nach einigen Jahren Postenstillstand – wieder einmal die Möglichkeit, neue, explizite Referate zu schaffen. Verschlankung und so. Ich hab mich bereits breit aufgeregt: Per Stadtratsbeschluss wurden auf Vorschlag des Oberbürgermeisters Dr. Pfeufer zum Schulreferenten und Uli Siebenhaar von der Presseamtsleiterin zur Kulturreferentin – auch wieder einmal ausschreibungslos -hochbefördert.
Zum Glück ist man im öffentlichen Dienst an die Bestenauswahl gebunden. Und Andi wusste immer, wer oder was am besten ist. Ohne große Ausschreibung. Für die Stadt, für alle und natürlich für ihn.
mins
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