Ideen für den Gaudiwurm

Köln hat deutlich mehr Parallelen zu Bamberg als nur einen Dom. Auch dort sind Überstundenpauschalen aktuell unter der Lupe einer Staatsanwaltschaft. Das für Bamberger Gemüter absurde an den dortigen Vorwürfen: Es betrifft auch den Kulturbereich in Verantwortung der da zuständigen Kulturdezernentin, die auch selbst spendiert hat.
Dass im Bereich dieses Bamberger Referats zumindest unterhalb der ehemaligen OB-Pressechefsprecherin Überstundenpauschalen und/oder kräftige Zulagen spendiert worden wären, könnten wir hier zwar zumindest als ein kleines Zeichen der Wertschätzung hinschwurbeln. Da in unserer Welt-Kultursterbe-Stadt aber traditionell und mit viel Selbstbewusstsein an der freien Szene herumgestrichen wird, kommen wir in die Verlegenheit gar nicht. Wenn man hier der Kultur hintenrum ein paar Euro mehr als das Kleingeld aus der Hosentasche im Hut zukommen lassen möchte, muss man sich vorneherum erstmal für eine Spendenaktion feiern lassen. Heimlich geht da nix.
Zurück in die Stadt am Rhein. Dort fällt der Karneval, oder wie es richtig heißt: Fasching, in diesem Jahr faktisch ins Wasser, auch der bekannte Rosenmontagszug durch die Straßen von Köln. Wie hier.
Ob man im Kreise der hiesigen Stadtoberen froh ist, dass auch unser lustiger, lustiger Gaudiwurm durch die Innenstadt ausfällt? Der hätte gerade doch in diesem Jahr so viele stadtpolitikkritische Steilvorlagen geboten, die verarbeitet hätten werden müssen.
(Oder hätten Stieringer und Co. Wägen und Botschaften hier ebenso zensiert wie im digitalen Socialmedia-Dasein, wo sie alles an unliebsamen Meinungen ausradieren und wegblockieren, was ihnen mehr als einmal auf die eigene Pinnwand schwappt? Egal.)
Auch wenn unsere Motiv-Gaudi(hihihihi)-Wägen in einer qualitativen Ausgestaltung wie in Köln hier eher die Seltenheit sind, der künstlerische Anspruch spätestens bei der zehnten Farbe aus dem Malkasten des Stadtratsenkels endet mit Botschaften auf Stammtischparolenniveau, kann man ja doch trotzdem auch einmal träumen:
5 x 10 Meter große Faschingswägen mit riesigen Aufbauten und Figuren, die zum Schluss quer über den Maxplatz vorbei an den Millionen Bambergern gezogen werden, die sonst nur zu den Events kommen… Ich hätte ein paar Ideen!
– Ein Finanzreferent, der ein Schwein auf dem Weg zum Schlachter reitet, und aus dessen Hintern (dem Schwein, natürlich) Geldstücke fallen.
– Andi mit Januskörper. Auf der einen Seite unterschreibt er staatsmännisch die Allgemeinverfügung zum Stehbierverbot, während er auf der anderen Seite mitm Klausi ausm Sangriaeimer trinkt.
– Ein Dom, zweigeteilt, durch den nun Bahngleise führen und ein ICE durchdonnert, während der halbe Stadtrat verdutzt herumsteht und die Schultern hochzieht.
– Ein OB, der grinsend und mit einem riesigen USB-Stick voll Daten, aus einem Rathausbüro schleicht, in dem ein gefesselter und geknebelter Rathausmitarbeiter sitzt.
– 20 Rathausmitarbeiter, die mit Cocktails in Liegestühlen liegen, drunter Geldbündel, sauber sortiert nach Monaten.
– Ein 2. Bürgermeister mit sechs Armen, mit denen er sich Augen, Ohren und Mund zuhält, während eine Grüne Fraktion in Stramplern am Boden sitzt und mit der Holzeisenbahn Fahrragwege legt.
– Die CSU-BA-Fraktion, bei der vorne eine Dame Richtung Rathaus schimpft, während hinten der Rest panisch irgendwelche Teppichrollen in den Keller trägt.
– Eine SPD-Fraktion, die um den Chefredakteurs des FT versammelt ist, der auf dem Scheiterhaufen steht, während Klaus und Heinz die Ausgaben der letzten Wochen ins Feuer werfen.
– Und wahrscheinlich gäb’s auch einen Wagen, auf dem ein langhaariger, zotteliger Kleinstadtkabarettist steht und unten an einem überdimensionalen Rathaus gegen den Sandsteinsockel pinkelt. Aber damit könnt ich leben.

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