Was verbirgt sich im Keller der Tabakscheune?
“HEEEEERRNLEBEEEEEEEN!!!11!1!!!!”
Meistens ist es morgens gegen 7 Uhr, wenn mich das Scheppern meiner Fensterscheiben aus dem Schlaf reißt. Die ersten Rathausmitarbeiter lesen die des Nachts veröffentlichte Überstunde quer, und stoßen bei offenem Fenster im Rathaus einen Schrei aus, der über die komplette Insel schallt wie das Geräusch der Güterzüge, die bald mit 250 km/h durch Bamberg donnern.
Je nach Abteilung und Ebene wird das Geschrei dann noch ergänzt wahlweise durch Sektkorkengeknalle oder durch wütendes Schnauben, Herzrasen, Beschimpfungen aller Art. Letzteres ist ja auch verständlich, denn so mancher führende Rathausmitarbeiter hat sich traditionell drauf verlassen, dass das Erinnerungsvermögen einiger Stadträte wahrscheinlich nur bis zum letzten Bockbieranstich zurückreicht, und größte Mühe beim Verzögern und Verschleiern gar nicht notwendig sein dürfte. Das Rathaus könnte es so leicht haben mit den 44 Ratsherrinnen und -damen. Paar Fahrradbügel hier, paar Verkehrsschilder dort, Gemälde weg, super! Alle zufrieden in der Überzeugung, dass die Verwaltung schon zuverlässig vorarbeitet und alle Infos zur Verfügung stehen, die man dann ohne große, geistige Anteilnahme wegnicken darf.
Alles wäre super, wenn’s nicht diese zottelige Nervensäge gäbe, die ständig irgendwelche Zusammenhänge an den Haaren herbeizerren würde.
Viele Leser dürften mich erst in Folge des ÜberstAndi-Skandals wahrgenommen haben, der sich in der öffentlichen Wahrnehmung hauptsächlich – wie der Name schon sagt – um (diplomatisch) “die Größe von Interpretationsspielräumen beim Nutzen von Überstundenpauschalen” dreht. Man fragt sich nun, was die ganzen Überstunden mit der Causa Tabakscheune/Obere Sandstraße zu tun haben, warum der Herrnleben ausgerechnet auf die Tabakscheune so angesprungen ist, und warum die Stadt so allergisch reagiert. Was für ein Geheimnis rankt sich um die Tabakscheune?
Sitzen im Walmdach der Tabakscheune – eingesperrt und angekettet – arme Rathausverwaltungsseelen auf Heimtrainern und produzieren Überstunden für die wichtigsten Abteilungen im Rathaus? Oder findet man unterhalb der Tabakscheune in einem Bunker ein Großraumbüro, in dem wirre Gestalten auf Wellnes-Drogen Tag ein, Tag aus wohltemperierte, fein geformte und strahlendweiße Pressemitteilungen, Sitzungsvorlagen und Rathauswerbetexte auswürgen? Hab ich herausgefunden, dass dort die letzten, unter Naturschutz stehenden, sogenannten Siebenhaarelfen wohnen? (Laut TVÖD ist übrigens eine Beschäftigung von Hauselfen seit 1912 nicht mehr zulässig, aber auch hier kann es natürlich auch andere Rechtsauffassungen geben) – Hat das Rubina69 hier eine geheime Außenstelle eingerichtet für sogenannte Gleitzeiten von Premiumbürgern? Oder befindet sich dort ein Hochsicherheitstrakt mit Supergeheimdienst-Server, der alle Faxgeräte, Kopierer und Mailpostfächer des Rathauses überwacht und auf dem all die Pläne gespeichert wurden (Kettenbrücke, Buger Brücke, Wolfsschlucht, …), die als zu praktisch, zu naheliegend, zu gut, zu günstig oder zu wenig gefördert abgelehnt wurden?
Was hat der Herrnleben herausgefunden? Was verbirgt sich hinter den dicken, alten Mauern der Tabakscheune?
Hoffentlich nicht nur so etwas Langweiliges wie ein kleiner Deal am Rande des Bebauungsplans 105D, im Rahmen dessen die Tabakscheune verpflichtend auf Kosten des Erwerbers saniert hätte werden sollen. Vor lauter Personalüberstundenschnappatmung hätten wir ja fast übersehen, dass der BKPV in seinem Bericht nämlich anmahnt, dass ausgerechnet bei jenem Grundstücksdeal Zinsen in Höhe von fast 60.000 Euro “vergessen” wurden?! – Ja, 60.000 Euro, klar, da gähnen manche Premiums im Rathaus noch nicht mal müde. Aber trotzdem… Komisch. Komisch. Komisch. – Mal schauen, was sich da noch ergibt, aber wie sagte Oma immer so schön: “Man hat nie nur eine Ratte im Keller!” – Gilt auch für Kellerräume von Tabakscheunen.
mins
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