Marionettenpingpong

Was würde wohl Gründer und Prinzipal Klaus Loose zu den aktuellen Diskussionen sagen, diesem unwürdigen Pingpong, das die Stadt unter Kämmerer Felix, hinter dem Rücken ein Baseballschläger, mit dem Marionettentheater veranstaltet? Dass es der einstige Theaterdirektor Ende der 90er der Stadt Bamberg vermachte, damit sie es würdig erhält, war leider so naiv wie das 100 Jahre alte Goldkettchen von Uroma einem Investmentbanker zur treuen Aufbewahrung anzuvertrauen. Das Ergebnis sah man im vergangenen Kultursenat.

Das Theater ist für die Stadt wie ein staubiger, alter Koffer mit modrigem, wertlosen Gerutsch, den die bislang unbekannte Großtante mit den Worten “Schmeiß aber nix weg” vererbt hat. Der ranzige Koffer steht aber halt permanent im Weg, seit Jahren und Jahrzehnten, vor allem immer dann, wenn jemand wie ein Kämmerer, der nur noch in Dimensionen von Brückenbau- und Kirchensanierungskosten denkt, auf sein Konto schaut und sich überlegt, wo er persönlich Bamberg gestalten könnte als einziger legitimer Nachfolger von Ludwig XIV.

Dass die Beliebtheitswerte zotteliger Kleinstadtkabarettisten in oberster Rathausebene auf einer Skala von 0 bis 10 aktuell eher zwischen -3 und -5 pendeln, liegt auf der Hand, betrifft aber auch nur mich. Die Stadt Bamberg will insgesamt nicht das Beste für die Kulturszene. Sie hat das beim Hinterzimmer-Postengeschachere um den Referentenjob bewiesen und zeigt sich auch hier: Die Stadtverwaltung will konkret nicht das Beste fürs Theater, das – bringen wir es auf den Punkt – bei den Planungen rund um das Staub’sche Haus nach nun mehr 30 Jahren dort schlicht und ergreifend im Weg ist. Bertram Felix braucht da kaum Blumen, durch die er sprechen müsste, um seine Meinung kundzutun. Es geht für ihn nicht mehr um “ob”, sondern nur noch um das “wann”. Eine Kulturreferentin als rathaustreue Tarifangestellte hat da wenig bis nix zu melden. Will sie wahrscheinlich auch nicht, denn wenn sie leerstehende Häuser in der Sandstraße entdeckt, darf sie es ja immer sagen, solang es für irgendetwas dienlich ist, wahlweise zeitliche Verzögerungen oder wohlklingende Presseerklärungen.

“Das Theater gehört der Stadt, die Stadt kann entscheiden”, sagte die Leiterin des Marionettentheaters frei zitiert 2018 und wirkte dabei etwas zerknirscht. Dass die Stadt wieder einmal “Reise nach Jerusalem” mit Zweitrangigen spielt, beweist nur, dass selbst stadteigene Kultur nichts zählt. Beruhigend für einen “Freien” wie mich.
Auch wenn einige Senatsmitglieder das Spielchen, das die Verwaltung da spielt, durchschaut haben und durch viel Fragerei und gute Vorbereitung einigen Unmut beim Kämmerer und seiner Kulturreferentin erzeugt haben, so haben die gestern erst abgelehnten 30.000 Euro für irgendeine Machbarkeitsstudie zum Marionettentheater in der Oberen Sandstraße am Ende durch einen Änderungsantrag zu einer Machbarkeitsstudie für alles doch nur einen anderen Namen bekommen. Ob die Studie auch im geheimen Keller unter der Tabakscheune landet, wird sich zeigen. Am Sinn darf man zweifeln. Man hätte von dem Geld auch die komplette Führungsriege vom Marionettentheater ganz dick zum Essen und anschließend ins Wellnesswochenende im Spa-Hotel einladen können, um über die Machbarkeit von Marionettentheatern in Sandstraßen-Altbauten zu reden, und die übrigen 27.000 Euro spenden. Man hätte mal eine Machbarkeitsstudien für so krasse Ideen wie “Marionettentheater im Staubschen Haus” und Stiftungszweckrechtsauffassungsgutachten in Auftrag geben können. Wenn man es in die Obere Sandstraße 20 investieren hätte wollen, hätte man schon die ersten knapp 15.000 qm Gipskartonplatten dafür bekommen. Im Rathaus lacht man natürlich, denn 30.000 Euro sind ja grad mal 1,5 Jahre lang monatlich 80 Überstunden.

Fassen wir es zusammen:

Würde die Stadt Bamberg wollen, dass ihr eigenes Marionettentheater im Staub’schen Haus bleiben könnte, das ihrer eigenen Stiftung gehört, wäre es ein leichtes, dafür zu sorgen. Man findet “andere” Rechtsauffassungen für tausende Überstunden und noch mehr tausende Euros an Pauschalen für Premiums in der Stadtverwaltung. Irgendwelche Begründungen schüttelt Andi doch notfalls noch Freitagnachmittag ausm linken Ärmel… Aber so hängen die Marionetten weiterhin und wahrscheinlich für weitere 10 Jahre am seidenen Faden eines Stadtkämmerers.

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