Der Museumshaushalt
Sorry, war etwas im Stress. Bücher verschicken und so. Heute mal wieder eine kleine Überstunde aus aktuellem Anlass.
Es ist vielleicht nur eine Zahl, aber sie steht wohl für die so oft kritisierte Mischung aus Ahnungslosigkeit und Schönwetterwording, die seit einigen Monaten oben aus dem Kulturreferat flammt. Aber nicht nur dort hat sich bekanntlich ja einiges geändert, denn auch im Stadtrat sitzen junge, neue, frische Volksvertretende, für die Verwaltungsaussagen und -stellungnahmen noch kurz vor “steingemeißelt” und “10 Gebote” kommen.
In Vorbereitung einer Sitzung morgen wurde deshalb von ganz oben aus dem Kulturreferat eine Art Sitzungsvorlage an einen Schwung von Ratsherrinnen und -damen verschickt, die sich allesamt die Neubesetzung der Museumsdirektorendenstelle zur Aufgabe gemacht haben, wahrscheinlich weil sie sich besonders gut mit Bildern auskennen. Oder so. Und um auch wirklich alle Neulinge in die Wichtigkeit des Themas “Museumsstadt Bamberg” mitzunehmen (#basketballbierkonkgresseventtourismusmuseumsstadtbamberg), findet sich in dieser Kurzbiographie der Bamberger Museen neben einer zusammenfassenden Aufstellung der Örtlichkeiten – am Schluss und etwas kleingedruckt – auch ein Zweizeiler zur finanziellen Situation.
Während der Großteil aus dem Premiumgremium wohl über die Zahlen hinwegliest und maximal denkt “Achjo. Schau an. Sind wir toll!”, waren einzelne irritiert. Und auch so eine personifizierte Kleinkariertheit wie ich, der das Verhältnis zu Geld noch nicht so abhandengekommen zu sein scheint wie so manchem Verwaltungspremium, wird stutzig. In diesem Dokument ist von 400.000 Euro Museumseinnahmen die Rede. Nur mal so fürs Gefühl übern Daumen: Bei den durchschnittlich niedrig-einstelligen Eintrittspreisen bedeutet das, dass sich täglich(!) im Schnitt(!) ungefähr 1000 Menschen durch das Historische Museum, die Geschirrausstellung im Alten Rathaus und ab und zu durch die Villa Dessauer zwängen müssten.
“Herrnleben! Kleiner Fehler, mach kein Fass auf. Sind nur 150.000 Euro! Passiert! Da hat sich halt jemand vertippert!” hör ich es schon durch die Rathausgänge brüllen.
Glaub ich nicht, denn dieser kleine Zahlenschieber ist nämlich nicht zum ersten Mal passiert. Er findet sich genauso auch im offiziellen Verwaltungshaushalt der Stadt Bamberg, wodurch auch klar wird, warum die 400.000 Euro kein Zufall und schon gar kein Tippfehler sind:
Die Stadt Bamberg betreibt – natürlich nicht um irgendwelche Tarifverträge zu umgehen, neeee! – gerne irgendwelche Tochterunternehmen, unter anderem die sogenannte Museums Service GmbH, eine Art hauseigene Leiharbeitsfirma. Dort ist das Aufsichts- und Kassenpersonal unserer Museen angestellt. Die Firma stellt Museumsmitarbeiter und bekommt dafür von der Stadt Geld in Form von Personalkostenzuschüssen. Nix Geheimes, steht im Haushalt (Abschnitt 32). Jetzt ratet mal, wie viel? Richtig! Ungefähr 250.000 Euro pro Jahr. Und diese 250 + obige 150 ergibt……
Und weil es megamega-logisch ist, wenn ein Diskobetreiber die Ausgaben für die Türsteherfirma, die gleichzeitig die Einnahmen der Türsteherfirma sind, zu seinen eigenen Einnahmen dazu addiert, hat sich wohl jemand bei der Stadt gedacht: “Des machmer ah! Die Einnohma vo unsera eichäna Ausgoohm, die rechnen mir moll schööö däzu!” – Jap! Schönrechnen, das können sie: “Ich hab zwaa Bier. Wenn ich dir dävooo sechs abgeb, hammer zamm acht!”
Für so eine Rechnung musst schon anständig besoffen sein. Oder ahnungslos. Oder besonders gscheit. Ob man es noch – ohne großes Anfallen von Überstunden in einer Nacht- und Nebelaktion – schafft, bis zur Sitzung morgen den Rechenschieber im Kulturreferat zu booten?
mins
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