Die plötzliche Beförderung des Chefaufklärers
Aufgeregt hab ich mich in den letzten Tagen! Vor allem über das Katastrophengremium der Stadt, das entscheidet, dass man die Läden öffnet, weil man muss, aber gleichzeitig vom Gesundheitsamt die Empfehlung erhält, Schüler in Distanz zu schicken, weil man es kann. Außer für die eigene städtische Musikschule. Die kann man offen lassen, weil “Ist was anderes”. Wieviel Frust und Unverständnis man mit so viel Inkonsequenz auf Basis von Kann-Regeln provoziert, versteht man in der Stadtverwaltung offensichtlich nur noch während pauschal abgegoltener Überstunden.
Apropos! Hab lang nix von mir hören lassen. Man fragte schon irritiert, ob’s nix Neues zu berichten gibt aus unserer Premium-Stadtverwaltung und sich alles dank stadteigener Rechtsauffassungen und rathausinternster und gleichzeitig unabhängigster Aufklärung in Wohlgefallen aufgelöst hat. Aber ich weiß aus gut informierten Kreisen, dass die Staatsanwaltschaft ermittelt, und schaue – für und mit euch – gespannt nach Hof.
Trotzdem drehen sich in Bamberg die Uhren weiter. Und immer wenn eine Sitzung des Personalsenats ansteht, heißt es “Aufgepasst!”, denn eventuell gibt’s anschließend auch was zu feiern. Meistens geht es ja in dem Gremium um Beförderungen. Vorbereitend zur Vollsitzung unserer Ratsherrinnen und -damen in der nächsten Woche werden morgen zahlreich kleine, mittlere und hohe Angestellte und Beamte einbahnstraßig von hier nach da gehoben. Ein Zurück gibt es faktisch nicht, das haben auch einige neue Stadträte inzwischen überrascht festgestellt.
Personalsenat. Wir erinnern uns. Das ist das Gremium, das vor einem knappen Jahr kurz nach der Wahl die Eilverfügungen abgenickt hat, mit Hilfe derer so manche Prüfverband-geschuldete Zulagenreduktion dank Chefsachenchef persönlichst kompensiert werden sollten. Gibt es keine Eilverfügungen, die waterboardingartig verlesen und am Block durchgerudert werden, handelt es sich – je nach Verfügbarkeit – um mehr oder weniger lange Tagesordnungen mit Stellenplan-, EG- und A-Nummern, die meist ohne große Diskussion weggenickt werden. Weggenickt! Gutes Stichwort. Einer dürfte sich morgen ganz besonders freuen. Er ist das Highlight der morgigen Sitzung, zu dem hoffentlich morgen nicht schon alle weggenickt sind. Er ist der fulminante Schlussakkord, der letzte Tagesordnungpunkt vor “Aus die Maus, Feierabend”.
Chefaufklärer Sporer, der im Sommer als unabhängig aus dem Schlachthof herübergefeierte, frische Personalamtschef, bereits im vergangenen November um eine Gruppe hochbefördert, darf sich ab morgen – natürlich und betont nicht als kleines Dankeschön für seine umfassende Aufklärungsarbeit und die erfolgreiche Suche nach Rechtsaufassungen – über seine zweite Beförderung innerhalb von sechs Monaten freuen. “Halt! Beamten haben doch so Wartezeiten!” werden sich einige zurecht denken. Nicht bei besonders guter Arbeit! – Nicht für den König der Rechtsauffassungen! – Und vor allem dann nicht, wenn sich die Rathausspitze nicht mal mehr weder von Herrnlebens Spott und Häme noch von der öffentlichen Meinung unter Druck setzen lässt.
“Kann man machen? Dann machmers!” so das Maxplatzmotto.
Und während manche Rathausmitarbeiter wahrscheinlich lieber etwas länger auf Höhergruppierungen und Beförderungen warten, weil kein Geld da ist, ist’s beim noch frischen Personalamtschef was anderes. Vom Geschmäckle ganz abgesehen. “Timing wie ein besoffener Symphoniker”, um einen berühmten Bamberger Philosophen zu zitieren. Aber vielleicht passt der Personalsenat dieses Mal ein wenig besser auf, was er abnickt, bevor er wegnickt.
Wir reden ständig über die Einhaltung von Regeln. Was man darf, was man kann, was man muss. Der dumme Bürger soll es gefälligst verstehen, wenn die Stadt hier gutsherrenartig befördern kann und dort sparen muss. Wenn die Stadt Schulen schließen, aber die eigene Musikschule offen lassen kann. Wenn’s der eigenen Sache dient, scheint es immer “was anderes” zu sein. Aber “Kann” ist was anderes als “Muss”. – Solange jeder für seinen persönlichen oder persönlich-verantwortlichen Bereich versucht, an die Grenzen der Kann-Regelungen zu gehen, wirds auch mit der Bewältigung von Corona nix. Und die Stadt geht in allen Bereichen mit allerschlechtestem Beispiel voran. – Und ich hab Arbeit.
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