Untere Brücke – Der Auftakt
Mir scheint, dass nach den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte in sämtlichen, deutschen Presseagenturbüros die roten Alarmleuchten jodeln, sobald in einem fränkischen Keller jemand die Wortkombination “Brücke Bamberg” hustet. Wir erinnern uns an die kleinen Kostenmehrungen rund um die Chefsache Kettenbrücke, das Bierzelt auf der Löwenbrücke und die zahlreichen Schwarzbucheinträge in der Handschrift unseres Oberbürgermeisters. Diesmal – und zumindest für Bamberger, die mehr als drei Jahre in dieser Stadt wohnen, nicht überraschend – ist die Untere Brücke in aller Munde, weil sich dort Menschen drängeln wie sonst nur samstagabends zur Sandkerwa und sich dort auf der Skala von “ein, zwei Bier” bis zu “Messerstecherei” hocheskalieren.
Während die einen sogar noch Verständnis für die masken-, abstand- und schamlosen Jugendlichen haben, die nach monatelangem Netflixen vom heimischen Sofa aus nun lieber auf Klein Venedig runterschauen, ärgern sich die meisten über die Hinterlassenschaften des feierwütigen Partyvolks. “Müll liegen lassen, sowas! Die Jugend von heute! Früher! Da gab’s das nicht.” – Stimmt. Die Jugend von früher hat sich wahlweise nackt auf Brücken gekettet, um Castortransporte zu verhindern oder ist – noch mal ein paar Jahre zurück – scharenweise Richtung Russland gezogen, um dort u.a. ein paar Brücken zu sprengen.
Die Stadtspitze appelliert nun. Mehr scheint nicht drin. Während unser Brückensachenchef bisher glaubte, dass er als Ober-Bürgermeister für die Untere Brücke gar nicht zuständig sein kann, dürfte für alle grünphobischen Mitbürger, die mantraartig die Sache mit der beängstigenden Verbotspartei thematisieren, nun klar werden, dass es auch der grüne Unterbürgermeister nicht schafft, irgendwas zu verbieten. Schon gar nicht auf seiner Unteren Brücke. Es bleibt bisher beim Bittebitte zum Brücken-Lockdown. Aber war klar, schimpft der gemeine und durchschnittliche Socialmediaintellektuelle. Es ist ja seine eigene Klimajugend, die er da verjagen müsste. Beweis erbracht, das will er nicht!
Und während der SPD-Fraktionschef aus seinem Büro in der Königstraße palmert und stets “awake stayed”, um die aktuelle Bundes- und Landespolitik so wortgewaltig anzuzählen, dass sogar Gauland auf ihn stolz wäre, brüllen Stadträte fraktionsübergreifend – gern auch wieder ins Facebook hinein – dass man gegen die Brückenorgien doch was machen müsste. Man. Oder die Verwaltung. Oder wer auch immer…
Ach. Bamberg und seine Brücken. Mann, Kinners! Wartet halt noch paar Wochen mit euren Frühlingsgefühlen. Oder nehmt wenigstens Euren Scheiß von der Brücke wieder mit. Sonst leuchten bald irgendwelche Alarmleuchten, sobald ihr euch dem Alten Rathaus nur nähert.
mins
read