Durchsuchung im Rathaus am Maxplatz

Mir ist bewusst, ihr habt gewartet……

Aber ich weiß tatsächlich bisher kaum mehr als ihr, was man aber hochachtungsvoll der Staatsanwaltschaft Hof zugutehalten muss. Während das Bamberger Rathaus im Bezug auf das Einbehalten – nennen wir sie – “sogenannter” Geheimnisse so zuverlässig ist wie ein Nudelsieb, kam der Besuch der Kripo Coburg beim OB und seinen Getreuen heute so überraschend wie ein Waldbrand am Maxplatz. Echt! Selbst ich wusste es nicht und hatte mich eigentlich schon auf einen ruhigen Frühsommer eingestellt, bis man unserem Rechtsauffasser im August vor dem Amtsgericht wegen des Datenschutzes auf die Füße tritt.

Überhaupt waren das keine sonderlich glorreichen Tage für die Verwaltung. Nachdem eigentlich nahezu jedem halbwegs unalkoholisierten Mitbürger klar gewesen sein dürfte, dass das mit der Brückensperrung unausweichlich ist, wollte sich unser Oberbrückenbürgermeister Andi gefolgt vom Überbrückungsbürgermeister Jonas Rückendeckung aus dem Stadtrat holen. Man muss aber halt wenigstens alle Woche einmal durch die Hautevolee der Bamberger SPD-Fraktion stalken, bevor man in eine Abstimmung geht. Andi hatte die Rechnung ohne seinen einstigen Bestbuddy Klausi gemacht, der ihm etwas verspätet an den Iden des Mai wortgewaltig den rhetorischen Dolch in den Rücken rammte und sowohl seine Fraktion als auch die grüne Fraktion auf Konfrontation mit ihrem OB einschwor. Auch die sonst angeblich so Friedefreudegrünen waren plötzlich uneins und stimmten zum ganz großen Teil gegen ihren eigenen Bürgermeister. Antrag abgewiesen! Mit einem Konzept für ein Tucher-Stayawake-Lastenfahrradparkplatz-Event auf der Unteren Brücke hätte man Grün und SPD vielleicht noch rumbekommen. Aber während dem Stadtmarketingchef traditionell sowohl Coronaregeln als auch Anwohner so egal sind wie dem Gabelmann die Tauben, wollten die Grünen wohl unbedingt den Eindruck vermitteln, als dürften sie mit einer Sperre ihre eigene Wählerschaft nicht verärgern. “Stattdessen solle man auf Dialog setzen!” – Ich bin gespannt, wer sich nachts um halb 2 ins Messer wirft. – Und so bleibt es nun als mittelmäßige Blamage und vor allem Auftakt für weitere 24 Stunden Rathauswatschen in Erinnerung.

Am nächsten Morgen dürfte unserem Andi beim Durchblättern seiner Lieblingslektüre vor Schreck das Hörnchen in den Morgenkaffee gefallen sein. Der FT titelte mit einem Veranstaltungshinweis im Amtsgericht Bamberg. Dem Datenschutzchefsachenchef höchstselbst dürften die Einladung plus Freikarten und Sitzplatz in der ersten Reihe auch bereits zugegangen sein, mutmaßlich auf Deutsch und nicht – so lautet ja der Vorwurf – in den Muttersprachen von potentiellen Wählerinnen und Wählern. August! Besorgt euch rechtzeitig Karten, wird – denk ich – voll.

Und während er noch am Verdauen der Nachricht (und des Hörnchens) war, klopfte es wohl liebevoll mit den Worten “HERR OBERBÜRGERMEISTER! AUFMACHEN! POLIZEI!” an seine Bürotür im Rathaus am Maxplatz und die Kripo aus Coburg nahm – nachdem sie letztes Jahr schon kräftig Unterlagen eingesammelt hatte – nun noch den Rest an Papier mit, das sie in seinen Schreibtischschubladen finden konnten.

Ich hab dann im Lauf des Nachmittags auf direktem Weg mit journalistischer Legitimation (Zwinkersmiley rüber zu Bamberg Facts in die Königstraße) auch die Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Hof bekommen, ohne echte weitere Neuigkeiten. Dort ist nun auch von Durchsuchungen in Wohnräumen die Rede, was die spannendste Frage des Nachmittags war. Auch da hält die Staatsanwaltschaft momentan noch dicht. – Aber irgendjemand im Rathaussieb wird’s schon wissen… 🙂

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