Die Zugangsdaten des Stadtrats

Frei nach Karl Valentin: Über Brünkers Profilierungsgate ist alles gesagt, bloß noch nicht von jedem. Und so titelt morgen auch noch unser FT zum Ausrutscher der Socialmedia-Abteilung von VOLT Deutschland, der unsern Schauspieler in den Fokus der Ermittler und – das findet er schon ganz schön cool – in den Fokus der Presse gerutscht hat. “Wer ist der Whistleblower?!” – Keine Frage hat mich mehr nicht interessiert in den vergangenen Monaten. Ob es die Putzkraft im Rechnungsprüfungsamt, der dunkle, schwarze Mann nachts im Büro vom OB oder die heimliche Geliebte eines RPA-Mitglieds war, die den Bericht mitgehen hat lassen, um ihn mir – ihr erinnert euch an die Geschichte – nachts von einer Gestalt in einem Batmankostüm unten am Wasser auf Höhe der Kettenbrücke in einer Plastiktüte vom Unverpacktladen überreichen zu lassen, werde ich nicht recherchieren. Die Zahl der Menschen, die Zugriff auf den Bericht hatten, ist jedenfalls größer als der Premiumsmitarbeiterdunstkreis um unseren Chefsachenchef, und die Lücken im System sind größer als der vielzitiert vollzubekommende Hals der Topleute ausm Rathaus.

Das offenbart sich, wenn man ein klein wenig durch das Antragsarchiv der Stadt daddelt. Dort findet sich ein Antrag der Grünen, der mir irgendwie bis dato nicht untergekommen ist. Womöglich wurde er sicherheitshalber mal nicht an die große Glocke gehängt. Dort stellt Michi Schmitt fest, dass eventuell unter Umständen eine mögliche Schwachstelle im System sein könnte, dass alle Stadträtende das selbe Standardpasswort zu Allris, dem großen, geheimen Dokumentenmanagement der Stadt Bamberg zugewiesen bekommen haben und 15 aus dem Trupp unserer besten Volksvertreter das Passwort im März 2021, also ein knappes Jahr nach Amtsantritt, noch nicht geändert hatten. Darunter, Achtung, auch der OB!

Laut lachen oder weinen? – Ich muss zugeben, dass ich mich eben ein wenig ärger. Wenn ich mir überleg, wieviel Geld ich investieren musste, um Leute in den letzten Monaten mit viel Bier gefügig zu machen, damit ich an die Unterlagen und Infos komm, die ich zusätzlich gebraucht hab…. Mit so einem ranzigen Passwort wie “Bamberg123!” hätte ich mich also monatelang wahlweise als OB, Altbürgermeister oder Fraktionschef einloggen und mich an allen Unterlagen bedienen können, die ich so für meine tägliche Arbeit brauch. Himmel hilf! Ich hab sie überschätzt.

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