Das lustige (Chichichi) Foto von Klausi
Man stelle sich folgende Konversation zwischen drei Facebook-Usern vor:
A: “FT war schon immer das CSU Tagblatt, immer linientreuer Staatsfunk”
B: “Was ist daran csu-freundlich? Der FT ist sowas von grün, mehr geht für eine unabhängige Zeitung kaum.
C: “Wie H. Dr. Jungbauer noch da war, war der FT fast so Orange wie unsere SPD-BA.”
Was sich liest wie ein mittelmäßig gespielter Dialog aus meinem nächsten Kabarettprogramm, ist die bittere Wahrheit im Bamberger Socialmediauniversum, wenn Bamberg Facts mal wieder als vermeintlich journalistisch einzig unabhängiges Medium der Welt.. Deutschlands.. Bayerns.. Bambergs… ja, ok, also einzig unabhängiges und neutrales Medium der Königstraße ein Feuerchen mit der hiesigen Lokalzeitung anzündet.
Grund: Der FT bzw. sein Lokalchefredakteur hatten sich ein Posting ihres wohl aktuell größten Fans etwas genauer angesehen. Klausi, seit neuestem auch der Erfinder und Verteidiger des ganz, ganz großen Humors (Freiheit wussten wir schon), hatte gestern ein gar lustiges (chichi!) Foto gepostet von zwei Händen, die grad noch so aus dem Wasser ragen. Timing wie ein besoffener Symphoniker, aber sein Garten war halt auch voller Wasser, wollte er seinen zahlreichen Facebookfans und -faninnen mitteilen und endlich auch mal wieder ein paar Daumen-hoch ernten.
Wofür hat man – verdammte Axt – auch noch mal so viele wahre Facebookfreunde, wenn man nicht einmal mehr sein Leid über eine Pfütze im heimischen Garten klagen kann, um auch mal wieder Zuspruch zu bekommen?
Klingt aus meiner Feder komisch, aber: Ich kann seinen Frust verstehen. Wochenlang schon postet er sich für jeweils nicht mal eine Handvoll Likes die Finger wund, um wirklich alle Eintritt-Frei-Festival-Freikarten für 10 Euro verkauft zu bekommen (Ähhhh, ja! Freikarten, 10 Euro, verkaufen! – Lustig, aber anderes Thema.), und muss seine Postings regelmäßig selbst beherzen, damit überhaupt jemand reagiert. Nur nachvollziehbar, dass er mit dem lustigen (chichi) Bild mal nachschauen wollte, ob seine Follower trotz seines Blues-und-Jazz-Werbe-Waterboardings schon eingeschlafen sind.
Jedenfalls fand der Lokalchef des FT das Foto auch so… ähm… ja, lustig, dass er unserem Stadtmarketingchef einen kleinen, kostenlosen Kommentar in der heutigen Samstagsausgabe spendierte. Zum Glück, Fun Fact, hatte Bamberg Facts den FT davon überzeugt, den Lokalteil nach vorne zu setzen, so dass man über Klausis lustiges (chichi!) Bild schon direkt auf Seite 3 herzhaft lachen konnte.
Stieringer fand die kostenlose Werbung für ihn im FT jedenfalls gar nicht so lustig und tat, was ein Rechtsauffassungserfinder seines Kalibers tun muss: Wortgewaltig schoss er zurück. Und wenigstens all seine besten Freunde sprangen ihm irgendwie zur Seite. Trost!
Aber Klaus, weißte! – Ein per Geburt ausgewiesener Marketing-, Kommunikations-, Socialmedia- und Weltherrschaftexperte, der hat das zu wissen:
Kleinstadtkabarettisten schreiben lustige Dinge über lokale Auffälligkeiten und bringen Zuschauer live und Leser hier zum Nachdenken und Lachen. Und die Lokalpresse berichtet gern wie kritisch über lokale Angelegenheiten, über lokale Protagonisten, auch – Festhalten! – über lokale Fraktionsvorsitzende, weil – aufgepasst! – Lokalzeitung! Du willst hier gern jemand sein, du bist halt auch wer. – Und schau! Sogar Laschet, der sich wahrscheinlich heute im Kamerahintergrund nur über dein lustiges (chichi!) Posting scheckiggelacht hat, wird in den nächsten Tagen dafür nicht sonderlich glimpflich durch die Presse gezerrt. Man steht in der Öffentlichkeit, da muss man halt mal nachdenken, was man wann lustig findet. Und postet.
Sei froh, dass du nur Kleinstadtpolitiker bist, sonst wärst mit deinem Posting nicht nur in einem Kommentar auf Seite 3 im lokalen, linksgrün-versifften, SPD-orangen, CSU-linientreuen FT gelandet.
PS.: Laschet hat sich übrigens einfach entschuldigt.
mins
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