EINTRITT FREI am Festival

Ich mach, glaub ich, kein Geheimnis draus, dass mich schöngeschwurbeltes Pressesprechersprech manchmal arg in den Wahnsinn treibt. Nur meiner freiwilligen und irgendwie zwanghaften Selbstkasteiung ist es zu verdanken, dass ich mich ab und an aufmache und Presseanfragen schreibe, wohl ahnend, dass dann irgendein Pressesprecher eine Floskelantwort im besten Pressesprechersprech zusammenbastelt. Fast erleichtert bin ich dann, wenn ich keine Antwort bekomme wie damals bei der SPD Bayern, als ich sie gefragt hab, wie sie zu Whistleblowern stehen. Für jemanden wie mich ist das dann gefundenes Fressen. Über meine Presseanfrage an KalaYourLife, die Agentur aus der Königstraße, wo ich seit Wochen auf Antwort warte, berichte ich euch noch separat.

Aktuell, weil grad aktuell, ist meine Anfrage an das Stadtmarketing. Ich hab am Freitag eine Mail losgeschickt, weil ich so zwei, drei Fragen zum Thema Blues- und Jazzfestival hatte, die in den letzten Tagen immer wieder in diesen sozialen Medien aufgepopupt sind.

Ich schrieb:

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Sehr geehrte Damen und Herren, das Bamberger Blues- und Jazzfestival steht vor der Tür. Es gibt für dieses Jahr einige Neuerungen, zu denen ich einige Fragen haben: – Wie ist die Resonanz des Publikums auf die neueingeführte Schutzgebühr? – Im neuesten Werbevideo ist von einer “Vorverkaufsgebühr” die Rede. Wie ist die Wortwahländerung zu erklären? – Wird der Gastronomie jeder eingelöste Verzehrgutschein zu 100% erstattet? – Behält das Stadtmarketing von den neuen Schutzgebühren gewisse Beträge als Bearbeitungsgebühr, Vorverkaufsgebühr, Ticketgebühr, Schutzgebührgebühr oder ähnliches ein? – Zahlen die Gastronomen Standgebühren? Konnten hier die Preise im Vergleich zu den Vorjahren konstant gehalten werden? – Es ist davon auszugehen, dass nicht alle Verzehrgutscheine eingelöst werden. Wie wird mit nicht eingelösten Gutscheinen verfahren?
Um Beantwortung, gerne schriftlich oder telefonisch, bis Freitag, 23.7.21 um 18 Uhr, wird gebeten. Vielen Dank und freundliche Grüße, Florian Herrnleben

Lesebestätigung ging kurze Zeit später bei mir ein. Wie schön, dachte ich. Kommt bestimmt bald eine Antwort. Nicht. Und weil man aus der Königstraße heraus ja ach-so-gern auf die Hetzjagd der Presse schimpft, hab ich mal etwas Passendes auf Basis dieser Nichtantwort zusammengetippert:

Blues- und Jazzfestival: Skandal um die Schutzgebühr?

Die Stimmung in den sozialen Medien droht zu kippen. Jahrelang galt “Eintritt frei!” als höchstes Credo beim Blues- und Jazzfestival in Bamberg. Ist nun damit Schluss? Eine Schutzgebühr sorgt für Debatten. 10 Euro pro Person und Konzert verlangt der Veranstalter, das Bamberger Stadtmarketing, als Schutzgebühr von allen, die die Veranstaltungen am Maxplatz besuchen möchten. Was klingt wie ein ganz normaler Ticketpreis, wird in Form von Verzehrgutscheinen am Einlass wieder an die Besucher zurückgegeben, heißt es auf der Webseite des Veranstalters. Alles für die Gastronomie? Es werden Fragen laut: Geht wirklich jeder Schutzgebühr-Euro an die Gastronomie? Behält das Stadtmarketing Bearbeitungs- oder Schutzgebührgebühren? Warum verfallen Gutscheine noch am selben Abend und können am Tag darauf laut Webseite des Veranstalters nicht mehr eingelöst werden? Und wo landet das Geld dieser nicht eingelösten Gutscheine? – Immerhin, so lässt sich leicht hochrechnen, kann man pro Tag von fünfstelligen Summen ausgehen, die das Stadtmarketing als sogenannte Schutzgebühr einkassiert. Noch während unserer Recherchen taucht ein neues Werbevideo auf, in dem plötzlich nicht mehr von einer Schutzgebühr, sondern von einer Vorverkaufsgebühr die Rede ist.

Wir konfrontieren das Stadtmarketing sowie ein Vorstandsmitglied mit diesen Fragen. Weder zum Verbleib der Gelder nicht eingelöster Verzehrgutscheine noch zu den anderen Fragen will man sich äußern.

Die Stadt Bamberg, selbst auch im Vorstand des Stadtmarketings, teilt auf Nachfrage mit, dass man nur am Rande in die Vorbereitung und Durchführung eingeweiht war und wir uns direkt an den Geschäftsführer des Stadtmarketings oder den Vorsitzenden wenden sollen.

Na, mal schauen. Vielleicht kriegt die echte Presse (Zwinkersmiley zu Bamberg Facts) Antworten auf diese Fragen…

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