EINTRITT FREI!1!!!
EINTRITT FREI!11!!1! – Seit Jahren stand kaum ein Slogan mehr für die Eventtradition in der Bamberg Innenstadt. Wenn 100.000 bis 1.000.000 Menschen nur wegen des Citymanagers nach Bamberg pilgerten, um die zur kostenlosen Weltrettung für alle in Gold gemantelten Premiumevents zu bestaunen. Bühne vorne am Maxplatz, Bierbänke davor, und drumherum in der immer exakt selben Reihenfolge: Würstelbude, Bierbude, Würstelbude, Bierbude. Band vom Kumpel vom Dingens spielt, der größte Unterschied zwischen all den Events war im Wesentlichen das Datum. Und sind wir mal ehrlich: Wichtig ist die Anwesenheit seiner Heiligkeit. – Wir hatten uns so an das Konzept gewöhnt, das doch für alle Veranstaltungen auf dem Maxplatz für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt worden zu sein schien.
Und nun? “EINTRITT FREI!!!1!!” fällt!? Das die Königstraße jährlich in großen Lettern auf Bannern überspannende heiligste Credo wird plötzlich über Bord geworfen? Neee! Wegen dieser besseren Grippe? – Nicht für Superklausi. Wo andere (aber die sind ja auch nicht ganz so klug) ein Preisschild an die Ticketbude nageln müssen, kramt unser Stadtmarketingchef in der Scrabblekiste für Stadtmarketingchefs und puzzelte sich den Begriff “Schutzgebühr” zusammen.
Nun ist Schutzgebühr kein wirklich – wie der Namen vermuten lassen könnte – geschützter Begriff. Man erwartet eine Gebühr, die vor Missbrauch schützt, wie bei der Bestellung eines dicken Versandkataloges. Begründet mit dem begrenzten Platzangebot wegen Corona. Am Ende reserviert jemand und kommt nicht. Ihr kennt mich, ich hab immer größtes Verständnis für alle. Das kann ich nachvollziehen.
Unser oft zitierter Schorsch Dotterweich, heute ein Landkreisbewohner, packt also – so rein beispielshalber – sowohl Frau als auch fünfjährigen Sohn und siebenjährige Tochter ins Auto, um die proklamierte EINTRITT-FREI!1!!1!-Kultur des Bamberger Stadtmarketings zu besuchen. Damit sich der Trip lohnt, wollen sie direkt zwei Konzerte auf dem Bamberger Maxplatz besuchen. Die kostenlosen Tickets hat er natürlich im Voraus bereits über den Shop des Stadtmarketings gekauft. 4 Personen a 10 Euro a 2 Konzerte. Macht mal entspannte 80 Euro. Aber man kriegt es ja wieder. Schutzgebühr! Zum Glück.
Also! Auf nach Bamberg! Nachdem sie ihr Auto wieder nicht direkt hinten auf dem Maxplatz (Frechheit!) abstellen können, und auch nicht einsehen, warum Parkgebühren nicht bei der Schutzgebühr dabei gewesen sein sollen, haben sie sich eben auf einen Anwohnerparkplatz im südlichen Inselbereich gestellt. Machen sie eh schon immer. Direkt der nächste Knaller: Obwohl Schorsch Dotterweich mit seinen 80 Euro Schutzgebühr ja den Einzelhandel und damit die Wirtschaft in Bamberg nachhaltig stärkt, muss er sich auch noch undankbar beschimpfen lassen von so einem engstirnigen alten Anwohner, weil es angeblich sein Parkplatz wäre. Dabei ist der doch selbst schuld, wenn er in der Innenstadt wohnen muss.
Am Maxplatz angekommen, bekommen sie 80 Euro in Form von Verzehrgutscheinen. Cool. Jetzt heißt es ranhalten, denn die Dinger verfallen am Abend, heißt es. Schorsch stellt sich, noch bevor das erste Konzert richtig losgeht, vier Seidla in den Schädel. Die Frau fährt und trinkt Wasser, die Kinder Limo. Nachdem die Kinder schon – die 80 Euro müssen ja weg – nach jeweils zwei Paar Bratwürste, einer ganzen Pizza und vier Crêpes das Jammern anfangen, spült Schorsch sich halt mit noch mal zwei Seidla die vier anderen Seidla hinunter. Die Frau hat keinen Appetit mehr auf die Fressalien am Maxplatz. Die Stimmung kippt. Den Kindern ist schlecht. Die Musik gefällt ihnen gar nicht. Aber bevor nicht wirklich der letzte Gutschein verbraucht ist, geht hier aber niemand heim. Wer weiß schon, wo das übrige Geld landet!
Zum Glück war der EINTRITT FREI!1!!!!
mins
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