Das Fake-Gate made by Königstraße

Ich hab mich in den vergangenen Tagen selbst kaum zu Wort gemeldet. Warum auch? Es reicht ja oft, den Turm aus Bierkästen anzustoßen. Nachtreten war nicht nötig. Meiner kleinen Entdeckungsreise durch das Zuckerbergsche Einwohnermeldeamt folgten der FT mit großem Interview, kleinen Beiträgen und Kommentaren und der Bayerische Rundfunk, der das Team von quer zum zweiten Mal nach Bamberg schickte, um nach Fake-Account-Spezialist Klaus Stieringer zu suchen.

Ich war schon angespannt, so kurz vor der Ausstrahlung. Was würde Klaus Stieringer verteidigend sagen zu den Fakeaccount-Vorwürfen? Würde er sich breitbeinig hinstellen und wettern:

“Ärgerlich. Aber. Als Top-Genosse hab ich die selbstverständlich und routiniert sofort blockiert! Aber. Ich wusste das vorher halt nicht. Aber. Danke, Herrnleben!”?

Oder Ausrede Nr. 2:

“Mal ehrlich! Ich könnte jederzeit auch Fake-Accounts anlegen. Aber. Dann definitiv nicht so dilettantisch! Ich bin doch SocialMedia-Experte! Aber. Da wollte mir jemand was anhängen!”?

Alles wären Aussagen gewesen, mit denen die stadtbekannten Kabarettisten samt der so von Stieringer gefeierten (LÜGEN!!!1!!!-)Presse wenig hätte anfangen können. Aber blöderweise – apropos Experten – waren seine persönlichsten Rhetorikspindoktormotivationsausredenaphorismentwitterweisheitsexperten offensichtlich grad auf Mallorca und so tat unser Klausi das, was wir seit Monaten, ach, seit Jahren von ihm gut kennen. Wie beim Maskenproseccogate, den Wahlwerbebriefchen, beim ÜberstAndi-Skandal, nun auch hier wieder getreu dem Motto “Ist nix! Grins! War nix! Grins! Was soll sein? Grins!”

Und so sagt er wörtlich:

„Fake-Accounts geben ja den Menschen erstmal die Möglichkeit, sich auch anonym unter dem Schutz der Persönlichkeitsrechte in den sozialen Netzwerken zu bewegen. Das finde ich ok.“

Gut, ja. Quer ist bekanntermaßen eine Satiresendung. Aus eigener Erfahrung kann ich euch berichten: Die stellen sich auch sehr ehrlich so vor. Wenn man als Profi wie er dann auch – so viel Weitblick ist ja auch nicht jeder Interviewpartnerin im Beitrag geschenkt gewesen – einschätzen kann, dass die Kamera nicht in dein Gesicht gehalten wird, damit du mal winken und jemanden grüßen kannst, hätte er sich nach dem Beitrag vielleicht noch mit Aussagen wie “Aber. Ich dachte, ich soll satirisch antworten?!?” rauschwurbeln können. Stattdessen tobte unser SPD-Fraktionschef dieses Wochenende wieder durch das Socialmedia wie Gunda in ihren besten Zeiten durch das Schlenkerla.

Wie die SPD das so findet? Schwer zu sagen. Katarina Barley, ich glaub, die ist irgendwas Hohes bei der SPD, twitterte 2018: “Fake-Accounts sind eine Gefahr für die Demokratie!”

“Aber. Aber. Aber.”, wird der Klausi sagen, “Die Accounts sind ja erst 2021 entstanden. Ich kenn die gut!”

Und noch vor wenigen Wochen schrieb die SPD in einer Art Wahlkampfkodex selbstverpflichtend, dass man “Mit offenem Visier wirbt” und man das Vortäuschen verzerrter Stimmungsbilder, Fake-Fans, Fake-Follower und Fake-Kommentare ablehnt.

“Aber. Aber. Aber. War ja kein Wahlkampf!” sagt unser Klausi wahrscheinlich wieder entrüstet. “Aber. Sie sind ja auch kein Fake! Immerhin kenn ich die ja. Kenn die sogar gut!”

Aber.
Ob er uns auch jemals verrät, wer dahintersteckt?

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