Was sagen andere über Fake-Accounts?

Kaum ist man mal ein paar Tage nicht so aktiv, geht hier auch nix mehr voran. Klassiker! Was man nicht gleich selbst macht…. Die Bamberger SPD scheint sich in der Causa Stieringer über die Weihnachtsgans hinwegretten zu wollen. Kommt euch bekannt vor? – Ja, Déjà-vu, hatte ich auch!

Es ist genau ein Jahr her, dass man an der Rathausspitze dachte, dass die öffentlichen Erinnerungen an die städtischen Gehaltsguddis nach dem letzten Jahreswechsel vom Glühwein weggespült sein müssten. Aber weit gefehlt. Nach Dreikönig ging es, wir erinnern uns, so richtig rund mit diversen abstrusen Rechtsaufassungen, einem kleinen Kaffeekränzen mit der Staatsanwaltschaft und dem recht deutlichen Gutachten der Staranwaltskanzlei. Und auch, damit sind wir mitten im Thema, mit der digitalen Inkarnation unserer drei Supermaulhelden, auch “Stieringers gute Bekannte” genannt, die am 26. und 27. Januar 2021 von Zuckerberg, aber nicht vom Einwohnermeldeamt eingebürgert wurden.

So wie echte SPDler momentan reflexartig zusammenzucken, wenn man sie zu ihrer Meinung zu Fake-Accounts und Fakenewsportalen befragt, scheint das Thema hinter den Kulissen kein ganz kleines zu sein. Dass Stieringer vor lauter Kamerascheu versehentlich Fakeaccounts und Nicknames verwechselt hat, ist so wahrscheinlich wie, dass ein Bamberger im Schlenkerla versehentlich ein Spezial bestellt. Aber ja! Ein Restrisiko zu diesem Fauxpas existiert, vor allem dann, wenn der Bamberger ein gebürtiger Bremer ist.

Deshalb hab ich mich einfach mal umgehört, wie andere Politiker und Parteien Fake-Accounts finden und, ob sie mir vielleicht auch genauso hilflos ins Mikrofon stolpern wie unser Socialmedianeulandsneuling aus der Königstraße.

Zuerst hab ich – Hausrecht und so – bei der SPD Bayern angefragt. Die reagiert traditionell auf meine Presseanfragen – sagen wir – liebevoll gereizt. Auf meine zugegebenermaßen nicht allzu subtile Frage “Wie steht die Bayern-SPD zur Nutzung und Duldung von Fakeaccounts in den sozialen Netzwerken?” kam als Antwort

“Wir äußern uns nicht zu spezifischen lokalpolitischen Themen.”

Auch recht. Dann graben wir hier halt das alte Zitat von Katarina Barley aus:

“Fake-Accounts sind eine Gefahr für die Demokratie!”

Bei der CSU hab ich auch nachgefragt! Laptop-Lederhose, ihr erinnert euch an den alten Spruch. Deshalb eine kleine Lernzielkontrolle bei unserer Staatsministerin für europäische und internationale Fake-Account-Angelegenheiten Melanie Huml:

“Gerade in einer Demokratie braucht es keine Fake-Accounts, um politisch diskutieren zu können. Werden diese trotzdem genutzt, liegt die Vermutung nahe, es geht nicht um ehrliche, offene Meinungsäußerung, sondern um Manipulation.”

Sven Baumeister, stv. Landesvorsitzender der Freien Wähler, weiß den quer-Beitrag auch zu interpretieren und sagt zu Fake-Accounts:

“Es handelt sich dabei, gerade wie im Bamberger Fall, um Bürger- und letztlich auch um Wählertäuschung. Die Sozialen Medien sollten eben gerade nicht als Paralleluniversum gesehen werden, auf dem man mal unerkannt rumwandern und jegliche Position anonym von sich geben kann. Vielmehr sollte man im Internet die gleichen Maßstäbe anlegen, wie man es auch auf öffentlicher Straße – quasi im “real life” – tun würde.”

Ruprecht Polenz – ihr erinnert euch an das Interview mit ihm, dem ehemaligen Generalsekretär der CDU – hat mit 75 Jahren locker zehnmal so viel Überblick wie… ach, lassen wir das! Er hätte im quer-Interview wohl etwa folgendes gesagt:

“Fake-Accounts sind Scheinriesen. Sie sollen einschüchtern. Aber hinter 50 und mehr Fake-Accounts steht oft nur eine Person, die so tut, als würde ihre Meinung von vielen geteilt. Fake-Accounts können auch Hochstapler-Accounts sein, wenn mit erfundenem Lebenslauf Vertrauen erschlichen werden soll.”

Und Katharina Schulze, die Fraktionsvorsitzende der Grünenfraktion im Landtag antwortete:

“Fakeaccounts können als organisierte Falschmeldungen öffentliche Debatten beeinflussen. Sie dürfen kein Mittel politischer Kommunikation sein. Transparenz ist entscheidend, Parteien haben bei ihren Veröffentlichungen eine besondere Verantwortung.”

Jo. Und unser Klausi? – Der sagte bekanntermaßen:

„Fake-Accounts geben ja den Menschen erstmal die Möglichkeit, sich auch anonym unter dem Schutz der Persönlichkeitsrechte in den sozialen Netzwerken zu bewegen. Das finde ich ok.“

Achja, richtig! Ne, ja! Wir wollen korrekt sein! Deshalb hab ich selbstverständlich auch die AfD nach ihrer Meinung zu Fake-Accounts gefragt. Als Antwort kam aus der Pressestelle der AfD Deutschland eine kleine Belehrung zur Diskussion über (Hier bitte dieses Emoticon des Affen einsetzen, der sich mit beiden Händen die Augen zuhält) “Klarnamenpflicht im Internet”:

“Niemand trägt auf der Straße ein Namensschild. Die Gründe dafür sind gut und gelten genauso im Internet: Die Privatsphäre ist in Deutschland gesetzlich geschützt. Dazu zählt auch der Name. Dies gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche. Wer seine Meinung sagen will, muss das auch anonym können, ohne Angst vor Übergriffen haben zu müssen.”

Glückwunsch, Klausi! – Die AfD Deutschland hat es auch nicht kapiert. Und Jan Schiffers (Mitglied des Landtags und Stadtrat in Bamberg der AfD) hält es zwar für einen unguten Zustand, aber hat “[…]gewisses Verständnis dafür, dass manche Menschen sich nicht trauen unter ihrem Klarnamen an Diskussionen in Sozialen Medien teilzunehmen.[…]”

Hmm. Jo. Na dann! – Stay awake! Und wenn es nach mir geht: Together!

Im ursprünglichen Artikel stand fälschlicherweise 2020 als Jahr für die Inkarnation der Fakeaccounts. Der aufmerksame Leser hat den Fehler sicher selbst gemerkt, für alle anderen: Natürlich, ja! 2021!

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