Bauruinen, wohin man schaut: Ein Kommentar zur Lage der SPD Bamberg

Von Florian Herrnleben

Das ATRIUM hatte prunkvolle Jahre, es stand lange glänzend da. Tolle Ankermieter und immer mal wieder hippe und neue Läden waren Grundlagen des Erfolgs zu einer Zeit, als Einkaufszentren noch gar nicht so selbstverständlich zum Stadtbild mittelgroßer, bayerischer Kommunen gehörten wie heute. Das klassische Kaufhaus war das bis dahin Krasseste, was man sich damals in der fränkischen Einöd vorstellen konnte. Nach Jahren des Erfolgs ging ein erfolgreicher Laden nach dem anderen, der Ankermieter würde dafür immer größer und einnehmender. Man nahm es so hin, war ja bequem für den Eigentümer: Mehr Fläche, mehr Miete, fertig. Unser Figurenkabarett im Erdgeschoss war dann eigentlich mehr schon eine palliative Aktion in einem Bauwerk, das nur noch Untergeschoss für ein ziemlich in die Jahre gekommenes Kino bildete. Nun vegetiert das ATRIUM als Bauruine vor sich hin, und keiner weiß wie lang noch.

Nix in Bamberg steht aktuell sinnbildlicher für die hiesige SPD. Der einstige Glanz unseres Multiplexobergeschoss-Andis ist – sagen wir es diplomatisch – inzwischen eher matt und hat maximal SD-Qualität. In seinem Büro gehört dringend das Popcorn vom letzten großen Blockbuster unter der Ledergarnitur weggesaugt. Und das Gebilde, das Konstrukt unter ihm, das ihn stützen sollte, ist zu einer Großbaustelle geworden. Wir müssen nicht alles durchthematisieren, aber in Kürze, weil die Bilder so schön sind: Die unter Druck stehende, versehentlich weggerissene Wasserleitung “Datenschutzskandal” konnte im letzten Moment mit viel Geld geflickt werden, während ganz hinten links bereits seit einem Jahr Gas austritt, das nun im ersten Quartal zu explodieren droht, wenn die Staatsanwaltschaft an der Tür klingelt. Dass in einem leerstehenden Laden desselben Einkaufszentrums zweifelhafte Maskenbefreiungsatteste über den Tresen gingen, hat die Öffentlichkeit nur am Rande wahrgenommen.

Nun ist es der immer weiter gewachsene Ankermieter Stieringer selbst, der vor Jahren an- … naja, ok… widerwillig eingetreten war, um der alten Dame mit Hilfe von Kommunikationsrevolutionen neuen Glanz zu verleihen, der Sorgen bereitet. Gerüchten zufolge hätte er auch irgendwann das Kino ganz oben übernehmen sollen. Oder wenigstens wollen. Aber das Thema scheint nun durch.

Die vier Consultants der Sandmann & Partner AG aus seinem Gutebekanntekreis, die mit Hilfe von ein wenig Blahblah eigentlich das Gasleck kaschieren sollten, erwiesen sich als Abrissbirnen an der falschen Adresse, nämlich der eigenen Unternehmenszentrale. Und sie schwingen und schwingen bis heute, während es Ankermieter Stieringer vorzieht, den Kopf einzuziehen. Wäre das Wort Aussitzen noch nicht erfunden, würde ich davon ausgehen, dass er momentan unabkömmlich ist, weil er es persönlich in den Duden meißeln muss.

Es könnte so einfach sein, denn er könnte die Abrissbirnen ja stoppen. Ein klares “Ich hab die nicht engagiert, ich hab die nicht gelenkt, ich hab die schon gar nicht betrieben!” und man könnte wenigstens mal durchschnaufen und den Schaden begutachten. Aber er weigert sich seit Wochen, so heißt es aus SPD-Kreisen, eine solche Erklärung abzugeben. “Meine Entschuldigung für die Aussage muss reichen! Basta!”

Und so läuft sein Mietvertrag unweigerlich bis 2026, kein echtes Sonderkündigungsrecht, die Umsätze bis dahin nimmt er mit, um anschließend wahrscheinlich das Weite zu suchen.

Ich bin gespannt, welche Bauruine in vier Jahren die Größte in Bamberg ist.

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