Kommentar zur Entschuldigung Stieringers und seinem Rücktritt als Fraktionschef

Der FT zählt mich zu den Gewinnern des Fake-Gates. Das ist nett. Mit stolz geschwellter Brust, so heißt es, stünde ich da. Ich hätte mir Respekt verdient. Vielleicht, das mag nun kokettiert klingen, ist das so, aber wer mich in den vergangenen Tagen persönlich getroffen oder gesprochen hat, dürfte einen anderen Eindruck von mir gewonnen haben. Ich bin ein wenig konsterniert, Tendenz frustriert.

Der Rücktritt Stieringers von seinem Amt als Fraktionsfrontmann ist ganz und gar kein Grund für mich, feierlich zusammen mit Schanz und Wehner vom FT und Stadler vom quer-Team in meinem Pool im Garten mit Zigarre im Mund einen 25 Jahre alten Singlemalt-Whiskey zu exen.

Mir wurde in den vergangenen Wochen immer mehr klar, wie egal mir die Personalie Stieringer und die notwendigen Konsequenzen sind, auch wenn sein vorläufiger Verbleib im Aufsichtsrat der Sparkasse Grund genug ist, die Bank zu wechseln. Umso mehr egal mir die konkreten persönlichen Konsequenzen für ihn wurden, umso bewusster wurde mir aber, dass das “System Stieringer”, von dem Schwarz kürzlich sprach, offensichtlich mehr ein “System SPD-Bamberg” ist.

Niemand aus dem Kreisverband der SPD Bamberg hat öffentlich vehement widersprochen, als immer und immer wieder die Mär vom “sogenannten” BKPV-Skandal und Kampagnen der Presse geschwurbelt wurde. Über Monate und inzwischen fast schon Jahre hinweg hat sich die Bamberger SPD selbst am meisten davon überzeugt, dass alles, was im FT steht, nix ist außer die Schmiererei eines CSU-Wehners, was wieder andere übrigens als linksgrün-versifft bezeichnen. Da kamen die meinungsdeckungsgleichen Fakeaccounts gerade recht, könnte man meinen. Ich erinnere mich mit Schaudern an den öffentlichen Rechnungsprüfungsausschuss, als Kuntke, der heute die Causa Stieringer offensichtlich auf Basis der Entschuldigung für die quer-Aussage für beendet erklären möchte, verbal auf die Presse eindrosch.

Und so hat sich – infolgedessen noch verstärkt und methodisch – mit Bamberg Facts, mit den Herren Sandmann, Franken und Hausdörfer ein System gezüchtet, das in jener Aussage ihres gut bekannten Förderers gipfelte, die als “dämlichster Satz des Jahres” in die städtische 2021-Chronik eingehen wird.

Und genau deshalb bin ich konsterniert.

Bis heute haben nicht alle Ratsherren und -damen verstanden, dass es nicht darum geht, dass sich hier jemand nur mal in einer Fernsehsendung verplappert hat. Das war – zumindest bis zu seinem AfD-Ausfall – nur der endlich sichtbare Gipfel seiner Denke, die er für normal und wahrscheinlich alles überragend hält. Und nicht nur er. Da seiner Fraktion, Teilen des Kreisverbands und auch dem OB die Entschuldigung für den Teil von dem einen Teil von seiner Aussage im BR reicht, um zur Tagesordnung überzugehen, zeigt sich, dass sie wahlweise genauso antidemokratisch und pressefeindlich ticken oder bis heute nicht verstanden haben, was ich ihnen auf 19 Seiten vor die Tür gelegt hab, und was man endlich thematisieren müsste.

Es geht um den Betrieb von Fakeaccounts, es geht um die wissentliche Duldung von Fakeaccounts, es geht um das Nutzen von Aussagen von Fakeaccounts zur Manipulation der eigenen Genossen, des Stadtrats und der gesamten Stadt. Es geht um ein Fakenews-Portal mit einem SPD-Frontmann im Hintergrund. Es geht um ein System und Methoden aus SPD-Kreisen, die in unserem Land, die in Bamberg nichts verloren haben.

Ich hätte mir einen aktiven Selbstreinigungs- und Aufklärungsprozess gewünscht – immerhin reden wir von der SPD. Ich muss aber mehr und mehr feststellen, dass sich das “System SPD-Bamberg” dem Reinigungsprozess der – zum Glück leben wir in einer – Demokratie aussetzen wird müssen.

So wäre am Ende nicht ich, sondern Bamberg der Gewinner. Und vielleicht bin ich dann auch ein bisschen stolz.

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