“Wir haben da eine Idee fürs Heroldshaus!” – Wenn du Stadt Bamberg heißt und dir dein Ruf egal ist…
Wenn es einen Bamberger Preis für Selbstgerechtigkeit gepaart mit dummdreister Peinlichkeit prämiert mit ein paar Prämien für Spitzenideen der Prämienpremiums im Bamberger Rathaus geben würde, ganz ehrlich: Ich würde höchstselbst den Pokal spendieren, ein Schildchen gravieren und die Laudatio halten. Immer wenn du denkst, es ist mal kurz Ruhe im Karton, rappelt es im selbigen wieder, eine Rathausspitzenkraft hat eine Spitzenidee und splattert sich damit in die Öffentlichkeit.
Das Thema war faktisch in Vergessenheit geraten. Während ich für die Themenauswahl und -bearbeitung in den letzten Wochen eher literweise Bier spendiert, den Ehrenring der Stadt überreicht und ein Denkmal mitten auf dem Maxplatz gesetzt bekommen soll, war meine Moschee-Heroldshausthematisierung damals eher Auslöser für ein paar lieblos gestaltete Drohbriefe. Mein Gesicht hatte man ausgeschnitten und “Dümmer geht’s nimmer” drübergeschrieben in dicken, roten Buchstaben.
Ich nehm euch kurz mit ins Jahr 2019: Es war ein Streit entbrannt zwischen der stadtbekannten Müllerfamilie und der Stadt Bamberg. Grob zusammengefasst hatten Müllers einen Bauantrag auf kirchliche Nutzung des hain’schen Heroldshauses gestellt und die Stadt tat so, als hätte sie den Bauantrag nie bekommen, weil “Moschee… ähhh… Hain… im Hain?!?” – Die Idee schien irgendwie nicht jedem im Rathaus auf Anhieb zu gefallen.
Stattdessen spielte man mit der muslimischen Gemeinde, die dringend Unterkunft suchte, eine Art “Reise nach Jerusalem” durch Bamberg: Erst in den Norden, da flogen dann auf einer Bürgerversammlung irgendwann fast Tomaten (“nicht privilegierter Stadtteil” und so, ihr erinnert euch), dann als Vorwahlgeschenk aus dem Hut gezauberte Pläne für eine Moschee in der Südflur, da kam dann aber überraschend-überraschend Corona dazwischen und schlussendlich baute man kurzerhand eine Moschee neu in den Bamberger Osten.
Alle waren zufrieden; bis auf Müllers, deren Bauantrag auf kirchliche Nutzung des Heroldshauses weiterhin ganz unten in einem Stapel Papier auf einem Schreibtisch im Baureferat vor sich hinschlummerte. Müllers gaben nicht nach, zogen vor Gericht, ein Richter klopfte der Stadt Bamberg gewaltig auf die Finger und zwang das Rathaus zu einem Bescheid samt Unterschrift. Das ist nun wenige Monate her.
So. Sprung ins Heute.
Eine Rathausspitzenkräftin unterstützt eine jüdische Gemeinde bei der Suche nach passenderen Räumlichkeiten. So weit, so löblich. Gibt ja echt viele weniger sinnvolle Dinge, die die im Rathaus oft machen.
Preisfragen:
- Wen sollte man als Stadt Bamberg auf keinen Fall nach Räumlichkeiten für eine kirchliche Nutzung fragen, wenn man sich nicht völlig zum Honk machen möchte?
- Welche Räumlichkeiten sollte man als Stadt Bamberg auf keinen Fall konkret für eine kirchliche Nutzung anfragen, wenn man sich nicht völlig zum Honk machen möchte?
- Wie findet das wohl die muslimische Gemeinde, die sich von der Stadt Bamberg vom Norden in den Süden in den Osten hat zerren lassen müssen, weil das Haingebiet damals, also vor drei Jahren, also weil das damals ja noch total ungeeignet für kirchliche Nutzung.., also weil man den Bauantrag ganz unten im Stapel, also… ähhh! – Weil man halt vergessen hatte, den zu bescheid… Ähh! … und der Richter den Bescheid auf kirchliche Nutzung erzwingen… also verdammt, ja! – Weil halt!
- Wie findet das wohl der Bamberger Norden, dem man erklärt hat, dass er sich mit der Moschee arrangieren muss, weil “nicht privilegiert” und so, und das Haingebiet dafür nicht in Frage.. also weil da… weil das da halt nicht geht!?
- Was sagt wohl der Immobilienbesitzer zu dieser heutigen Anfrage der Stadt Bamberg, nachdem er jahrelang gegen die Stadt Bamberg und die rechtswidrige Ablehnung des Bescheids auf Antrag einer kirchlichen Nutzung im Heroldshaus hat klagen müssen?
Antworten: 1. Müllers 2. Heroldshaus 3. Bestimmt saulustig 4. Bestimmt saulustig 5. Leck mich, Stadt Bamberg!
Und was sag ich?
Ich schäme mich. Ich schäme mich für dieses Rathaus und Teile dessen oberster Schicht.
mins
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