Klausi, lass uns MikAWO spielen!
Jeder kennt das lustige Gesellschaftsspiel mit den klassischerweise 41 farbig markierten Schaschlikspießen. Ein Stäbchen nach dem anderen wird aus dem Chaos gezogen oder gehoben, ohne dass irgendwo jemand “Hat gewackelt!” brüllt. Aber was hat das mit unserem Fakeklausi zu tun?
Nun, gute Pressesprecher sind wahre Meister im MikAWO spielen. Sie verstehen es, wohlfeil Formulierungen zu ziehen, ohne das am gesamten Konstrukt etwas wackelt. Meistens. Oft. Solange nicht das rot-gelb-blaue Samuraistäbchen aus Hallstadt oben quer liegt.
Zur Vorgeschichte: Ende Februar kam heimlich, still und leise und unter Ausschluss der Öffentlichkeit der Vorstand des AWO-Kreisverbandes Bamberg unter Führung unseres Fakeaccountspezialisten Stieringer nicht ganz freiwillig zu einer außerordentlichen Kreisvorstandssitzung zusammen, die von oberster Stelle – naja, sagen wir – “aus aktuellem Anlass erbeten” wurde. Neben der Vorstandschaft waren auch Gäste zugegen: Der übergeordnete Bezirksverband hatte zwei Vorstände entsandt, um für Klarheit in der Causa Stieringer zu sorgen, der bekanntermaßen auch beim AWO-Kreisverband gerne auf dem Chefsessel sitzt. Es ginge um als schwerwiegend einzustufende Beschwerden des Bundesverbands und um Spender, die wegen der Berichterstattung bereits den Geldhahn zugedreht hätten. Überhaupt müsste der Bezirk eingreifen, wenn die AWO öffentlich Schaden nimmt.
Nun wollte ich drei Monate später mal vom Bundesverband wissen, wie zufrieden man denn so sei mit der Aufklärung, mit meiner Öffentlichkeitsarbeit in dieser Causa, ob man die Sandmanns und Hausdörfers unserer Stadt zwischenzeitlich als Neumitglieder der AWO ordentlich abgefeiert hätte. Als Reaktion auf meine etwas anständiger formulierte Presseanfrage an die AWO Deutschland zog man das vermeintlich sichere, frei liegende MikAWO-Stäbchen und antwortete so prompt wie vorhersehbar im besten und souveränsten Pressesprech (frei zitiert):
“Laufender Aufarbeitungsprozesses! Wir sagen nix!”
Ach! Laufender Prozess! Das klingt ja nach mehr als nix. “Seid ihr euch sicher, dass der Prozess läuft?” hab ich ganz fair zurück gefragt, denn das einzige, was im Kreisverband Bamberg meines Wissens nach dahingehend zuverlässig laufen würde, ist die Kaffeefiltermaschine während der außerordentlichen Vorstandssitzungen.
“Ja! Aufarbeitung, sachgerecht, im Sinne der AWO-Werte, im Rahmen des verbandlichen Prozesses! Wenden Sie sich bitte an den Bezirk, der macht das! Sachgerecht!”
Huch, das ging grad noch mal gut! Stäbchen rausgezogen, nix gewackelt, der nächste ist an der Reihe!
Ich verfasste also meine nächste Anfrage an die AWO Ober- und Mittelfranken, deren Vorsitzende ja auch mit Blaulicht zur Aufklärung nach Bamberg geschickt wurden wie Apostolische Nuntien: Wie es denn aussieht mit diesem laufenden Prozess, ob der echt läuft, ob der überhaupt jemals lief und ob man im Bezirk denn Fakeaccounts genauso OK findet wie in Teilen des Kreisvorstands.
Der Zug des nächsten MikAWO-Stäbchens war eine schwere Geburt. Erst kam meine E-Mail nicht schnell genug da an, wo sie beantwortet werden sollte, dann musste man noch zwei Tage überlegen. Ich fasse die eine Woche nach meiner Anfrage eingegangene Antwort mal frei zusammen:
Der Bezirk wäre schon an einer Lösung interessiert, die Beratungen laufen, aber der Kreisverband hat sich – weil er es kann – (Anm. des Autors: “quasi offensichtlich schon mal vorsorglich”) darüber verständig, die Angelegenheit lieber nicht mit Themen der AWO in Verbindung zu bringen, weil es sich ohnehin nur um (Anm. des Autors: Aufgepasst!) “Parteipolitische Differenzen” handelt. Im Herbst wären dann aber Vorstandsneuwahlen und danach würde man evtl. mal die Öffentlichkeit informieren.
Puh. Ja. AWO Deutschland. Und Ober-Mittelfranken. Und Bamberg. – Was machen wir? Das MikAWO-Spiel für beendet erklären?
Blöderweise steht halt in dem mir vorliegenden Protokoll dieser extra wegen dieser Fakeaccounts einberufenen und sowas von außerordentlichen Sitzung wörtlich, dass auf dieser – wie eben erwähnt – extra wegen dieser Fakeaccounts einberufenen und sowas von außerordentlichen Sitzung Ende Februar eines nicht thematisiert wurde, nämlich: “Fake-Accounts”
Ich glaube, das MikAWO-Spiel geht in die nächste Runde. Ich bin wieder dran!
mins
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