Städtische Mitarbeitermotivation am Tag 1 nach Hof
Nun bin ich bekanntlich schon jemand, der sich gern und viel Blödsinn erdenkt. Überspitzen, völlig übertreiben, provozieren, scharfe Töne, … ich würde lügen, würde ich behaupten, das wäre mir alles fremd. Aber wenn die Stadt Bamberg loslegt, ganz ehrlich: Man stellt mich in den Schatten. Über die Mitarbeitermotivation im Rathaus am Tag 1 nach Hof…
Der Personalmangel ist allgegenwärtig. Im Handwerk scheitert es an Fachkräften, wenn sie nicht gerade wegen Coronainfektionen ausfallen. Auch die Bamberger Stadtverwaltung scheint massiv betroffen, zumindest wenn man einen Termin für einen neuen Reisepass oder beim Einwohnermeldeamt benötigt. Umso wichtiger ist es für einen Arbeitgeber wie eben auch unsere hochgelobte Rathausführung, ihre noch verbliebenen Mitarbeiter regelmäßig zu Höchstleistungen anzuspornen.
Das kann man bekanntlich und im Allgemeinen auf zwei Arten tun: Man tritt dem gemeinen, dem knechtenden Fußvolk maximal kräftig und mit größter Missachtung gegen das Schienbein. Oder man ködert dieses undankbare Arbeitnehmerpack mit kleinen Lohnguddis. Bei der Stadt Bamberg fährt man zweigleisig, um nicht zu sagen: Man entschied sich für ein Bestof aus beiden Methoden. Und zwar just am Tag 1 nach dem blauen Brief aus Hof.
Eine Rundmail erreichte heute alle Rathausmitarbeiter: Die der oberen, der mittleren, aber vor allem auch die der unteren Ebenen, also all die über 1000, die gestern aus der Presse erfahren haben, dass sie nicht zu den sieben beliebtesten Rathausmitarbeitern gehören, denen von oberster Ebene strafrechtlich höchstbedenklich knapp 300.000 Euro zugeschanzt wurden.
In dieser E-Mail, die wohlgemerkt heute an alle Rathausmitarbeiter ging, feiern Oberbürgermeister und Personalratsvorsitzende ab, dass jedem Mitarbeiter für die zusätzliche Belastung, zur Würdigung des großen Zusammenhalts, für die gute Zusammenarbeit und als Zeichen der Anerkennung für das große Engagement in schwierigen Zeiten in den letzten 1,5 Jahren angemessen gedankt werden soll.
Das tue man, so heißt es in dem Schrieb weiter, mit einem einmaligen(!), freiwilligen(!) Zuschuss pro Person(!) von – Festhalten! – 6,31 Euro.
Kleiner Wermutstropfen am Rande: Leider hatte man sich in einem der vergangenen Jubelschreiben zu dieser Anerkennung für die zusätzliche Belastung der Mitarbeitenden sowie zur Würdigung des großen Zusammenhalts unter den Kolleginnen und Kollegen verrechnet, so dass man den ursprünglichen angekündigten, aber echt nur geschätzten Betrag von 6,67 Euro nun leider noch etwas nach unten korrigieren musste.
Aber das soll dem Spaß keinen Abbruch tun, denn das Geld werde sowieso nicht direkt an die Mitarbeiter ausbezahlt, sondern solle zweckgebunden für soziale Veranstaltungen auf Ämterebene eingesetzt werden. Dankenswerterweise – man weiß ja sonst gar nicht wohin mit den 6,31 Euro – werden im Schreiben Vorschläge unterbreitet: Man könnte ein Mittagessen bestellen! Oder einen Kellerbesuch starten! Oder einen Ausflug machen, wenn man die Summe selbst etwas aufstockt! – In der Mitarbeiterinfo heißt es ernsthaft wörtlich: „Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.“
Na dann! Ich, als einer der über 1000 Mitarbeiter, der gestern aus der Presse erfahren hat, dass er nicht zu den sieben beliebtesten Rathausmitarbeitern gehört, denen knapp 300.000 Euro unrechtmäßig zugeschanzt wurden, ich hätte eine wenig kreative, dafür aber naheliegende Idee. Ich würde die 6,31 Euro zur Würdigung des großen Zusammenhalts, für die gute Zusammenarbeit und als Zeichen der Anerkennung für das große Engagement in schwierigen Zeiten, diese 6,31 Euro würde ich zurück nach ganz oben ins Rathaus schicken und drum bitten, dass man sie sich in den Allerwertesten schiebt.
mins
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