CS-U/D oder “Mir wolln a amoll nein Effdee!”

Hätten die zwei CSUler einfach nur auf unseren ausgesprochenen Fakeaccount-Spezialisten Stieringer gehört, der schon immer wusste, dass Fakeaccounts Leuten erstmal überhaupt die Möglichkeit bieten, anonym und unter dem Schutz der eigenen Persönlichkeitsrechte ihre Meinung zu sagen. Als Sandmann ließ sich hervorragend und unerkannt über den CSU-Wehner ablästern, als Matthias Franken konnte man über das neue FT-Logo abkotzen, das an eine Nazi-Rune erinnert, und als Hausdörfer Journalistenkollegenschelte betreiben. Auffliegen darf man halt nicht, das war der kleine Fehler.

Wer bislang zweifelt, dass nicht auch in anderen Parteien Fakeaccounts zur Meinungsmanipulation im Einsatz sind, wurde zumindest hinsichtlich einer Partei nun eines Besseren belehrt: Gestandene Bamberger CSUler, die brauchen keine Fakeaccounts. Das haben sie in den vergangenen Tagen eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sie schreiben unter Klarnamen, was sie denken. Interessanterweise ohne zu denken. Sie halten sich mit ihrer geballten, heterosexuellen Manneskraft und ihrem ganzen digitalen Dasein offensichtlich für so unzerstörbar wie die Landhaustrachtenlederhose aus dem letzten Österreichurlaub, die sie zu jeder Gelegenheit zur Schau stellen. „Miä san miä“ gilt nicht nur im bayerischen Fußball, sondern auch in den sozialen Medien.

Jeder wollte doch schon immer mal in die erotische Gedankenwelt eines Ende 60jährigen (heterosexuellen) Kreisvorsitzenden zu queeren Playboytiteln eintauchen, während er sich mit dem Kreisgeschäftsführer*:in (Themenschwerpunkte wohl ausschließlich „Gendersternchen, Genderdoppelpunkt und Gendergaga“, auch heterosexuell) am digitalen Stammtisch – natürlich rein privat, aber ganz schön öffentlich – quasi über Nacht bis auf die Facebook-Timeline des Playboy-Chefredakteurs hochschläft und zur Doublepenetration eines Queermagazins wird.

„Ey, Köhn! Brauchtmer echt solcha Fakeaccounts, um ah amoll auf die Diddlseidn vum Effdee zä kumma?“ – „Naaa! Hold amoll mei Bier!“

Dieses Facebook scheint in Bamberg zum politkarrieretechnischen Fettnäpfchen der Narzissten und Populisten zu avancieren. Bamberg weiterhin national in der Presse: Stadtmarketing at its best, sozusagen. Zumindest dahingehend haben die beiden Stammtischbrüder auf unseren Klausi gehört und erfolgreich nachgeeifert.

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