Rostbratwürste in Hamburg

Als ich die E-Mail überflog, die da vor einigen Stunden mit einem aufdringlichen “SIE HABEN POST!” in den Posteingang schmetterte, ahnte ich nach kurzem, aber sehr lautem Lacher, dass wieder Arbeit bevorsteht. Wir werden uns auf eine Zeitreise ins Hamburg des Jahres 2017 begeben müssen, es erwarten uns dort kulinarische Highlights wie Nürnberger Rostbratwürstwürste mit Sauerkraut und Kartoffelstampf. Aber schön der Reihe nach…

Wir haben uns an die Vielzahl von immer neuen Absurditäten in Zuckerbergs hiesiger Facebook-Außenstelle gewöhnt, die regelmäßig Ausgangspunkt für kleine und mittlere Skandale sind. Von Bamberg aus machen stadtbekannte Christsoziale keinen Hehl aus ihrer Sorge, dass sich Deutschlands bekanntestes Männermagazin wegen eines queeren Titelfotos zu einem Schwulenheftle entwickeln könnte, und stänkern sich damit sogar in den engeren Facebook-Bekanntenkreis des Playboy-Chefredakteurs. Schon viel länger, genau seit November 2021 beschäftigen wir uns mit Stieringers vier „guten Facebook-Bekannten“, die bis dahin kaum eine Chance verpasst hatten, ihre Verliebt- und Verbundenheit zur Bamberger SPD, dem Oberbürgermeister und seinem ehemaligen Fraktionschef zur Facebookschau zu stellen.  

Nach dem zugegebenermaßen etwas von mir provozierten Comingout verschwand ein Pappkamerad nach dem anderen im digitalen Nirvana. Zuletzt segnete Mitte Januar dann Stefan Franken das Zeitliche. Seither schien es ruhig in Fakeaccountcity Bamberg, bis am vergangenen Montag ein gewisser Luis Casero aus Málaga den Registrierenbutton bei Facebook drückte. In altbekannter Sandmanier wetterte der Spanier (Neubamberger, natürlich) sofort und ohne Zeit zu verlieren bei BambergFacts – wo sonst – gegen den Fränkischen Tag, gegen den CSU-Wehner und deklarierte den BKPV-Skandal mit richterlichen Strafbefehlen und einer zu erwartenden Vorstrafenquote innerhalb der Rathausspitze fast wie bei den Daltons zu einer aufgebauschten „Rathausaffäre“. Natürlich sprang er auch Stieringer, dem Opfer der größten Medienkampagne ever, zur Seite.

Nach großen Worten war der vorgebliche Kultur- und Zauberfan zwei Tage später genauso plötzlich wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war, wohl weil ihn einige User recht schnell entlarvten.

Der angeblich aus Spanien stammende Playbacksänger wäre eigentlich keines Kommentars wert gewesen, wenn nicht heute Nacht eine E-Mail mit Informationen zu Nürnberger Rostbratwürsten im Hamburger Café Paris in die Postfächer diverser Lokaljournalisten und mutmaßlicher Fakeaccountprotagonisten geflattert wäre. Absender: Luis Casero.

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