OB akzeptiert Strafbefehl Nr. 2, alle schauen.

Ja, alles super. Mir geht’s gut! Nachdem die Annahme des Strafbefehls gegen Teile unserer Rathausoberschicht zwischenzeitlich schon einige Tage alt ist und ich mich noch nicht geäußert hatte, vermuteten mich viele wegen des zuletzt thematisierten Café Paris in Hamburg bereits bei Wasser und Nürnberger Rostbratwürsten im Café Sandbad. Bin aber nach wie vor auf freiem Fuß, hock auch nicht gefesselt und geknebelt in einem Keller der Königstraße, hab einfach nur ein paar Tage an einem Pool verbracht und das Geschehen aus der sicheren Entfernung betrachtet.

Der OB, also unser aller Überstunden-Andi, hat den Strafbefehl nun akzeptiert, bezahlt die nächsten 80 Tagessätze und lässt sich einen Stempel ins Führungszeugnis verpassen. Begründung: Weil ihm das Wohl der Stadt am wichtigsten ist. Danke, Andi! Wie selbstlos! – Hätte man dir glühende Pflugscharen hingelegt, du wärst sicher unbeschadet darüber hinweggeschritten wie einst Kunigunde, die ebenfalls ihre Unschuld zum Untreuevorwurf unter Beweis stellen wollte. Aber zu einem derartigen Schauprozess unter den Augen der Öffentlichkeit wird es nun nicht kommen.

Es ist wahrlich erschreckend. Wie leicht werden im Verwaltungshandeln Fehler gemacht, wie schnell hat man selbst eine Rechtsauffassung, die dann ärgerlicherweise in den wesentlichen Teilen nicht mit der Rechtsaufassung des CSU-gesteuerten Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbands, einer international tätigen, aber geldgierigen Wirtschaftskanzlei und der zähnefletschenden Staatsanwaltschaft Hof übereinstimmt, wie plötzlich steht man als Chefsachenchef einer Verwaltung völlig unschuldig mit einem Bein im Knast. Und nicht nur er. Die Hälfte der bereits im neuralgischen Zeitraum tätigen Referenten darf sich nun ungeniert „vorbestraft“ nennen, aber sitzt weiterhin erstmal fest im Amtssattel.

Knapp eine Woche hat es gedauert, bis sich die erste große Stadtratspartei per Presseschrieb zu Wort gemeldet hat. Nach fast zwei Jahren „Boni-Skandal“ und zahlreichen Lektionen in Tarifrecht aus allen Ecken der Presse, der Regierung und der Justiz sagt der Stadtvorstand von Grünes Bamberg  – sicherheitshalber mit Rückendeckung der Parteibasis – dass man vor allem für die berufsmäßigen Stadträte, die einen Strafbefehl wegen ihres Verhaltens (man hätte auch Untreue mit Steuergeldern schreiben können) im Amt erhalten haben, keine Zukunft in Führungsverantwortung der Stadt Bamberg sieht. Beim Ganovenandi würde man es respektieren, wenn er seinen Hut nimmt, aber nicht begrüßen, und schon gar nicht fordern, weil man ihn ja eh nicht zwingen kann. Urgs.

Jo. Das ist eine erstaunliche und überraschende Erkenntnis, die die SPD und der OB naturgemäß nicht teilen, denn: Es geht ja nur um Veruntreuung von Steuergeldern und um das Bevorteilen einzelner Rathausmitarbeiter. In den diversen Statements bei der echten Presse sieht man förmlich das flirtende Augenzwinkern des OB in Richtung CSU, für die – das weiß auch der OB – Untreue im politischen Amt höchstens in der Liga „begründete Trunkenheit am Steuer“ und „maximal ordnungswidriges Mittel zum Machterhalt“ zu spielen scheint. Und so fällt die erste Reaktion aus der CSU eher zahm aus: Um rollende Köpfe ginge es eh weniger.

Na, zum Glück. Ich hatte schon Angst, ich muss mich kurzfristig an neue Rathausprotagonisten gewöhnen. Also: Schluss mit diesen unnötigen Kampagnen wegen Lappalien! Bitte keinen Aufstand proben! Sind wir mal ehrlich: Boniskandal, Rathausdurchsuchung, Überstunden, Staatsanwaltschaft, Fakeaccounts, zerbrochene Rathauskoalition, SPD zerbröselt, … Es reicht! Ohnehin alles nur, weil so ein windiges Rathauslicht mit Zugriff auf den Giftschrank des Oberbürgermeisters gerne mal Whistleblower spielen wollte und nachts illegal den BKPV-Bericht hinaus auf den Maxplatz getragen hat.

Ich hab einen Vorschlag! Lasst uns den Stieringer wieder zum SPD-Fraktionschef machen und einfach so tun, als wäre nie was gewesen. Das war nur Spaß die letzten zwei Jahre. Und bald ist eh Sandkerwa. Ja, alles super!

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