“Auf fröhlicher Kaffeefahrt mit der AfD” oder “Der Zweck heiligt die Mitte”
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Fahrgemeinschaften sind wichtig. Mitfahrgelegenheiten sind aufgrund der steigenden Benzin- und Dieselpreise so gefragt wie nie. Nicht nur die linksversifften Grünen mit ihren Lastenrädern, sondern auch die Mitte der Gesellschaft nutzt inzwischen jede Gelegenheit, um beim Sparen an Ressourcen vor allem zugunsten der eigenen Haushaltskasse mitzuhelfen. Wenn es dann noch Essen und Getränke in der Landtagsgaststätte auf Kosten des Steuerzahlers “for free” gibt, hat man doppelt gespart. Und mindestens genauso wichtig: Politische Partizipation. Nicht nur zu Wahlen, sondern auch davor, danach und dazwischen darf man sich sowohl vor Ort als auch bei den großen Köpfen des Geschäfts informieren und einbringen. Wenn man beides, Mitfahrgelegenheiten und politische Teilhabe also gekonnt kombiniert, gäbe es im Grunde nix auszusetzen. Eigentlich.
Zum Wochenbeginn kursierten öffentlich Fotos aus dem Maximilianeum durch Bambergs Politikerschredder Nr. 1: Facebook. Fröhlich und stolz posierten Mitglieder der unabhängigen Wählergruppierung “Bambergs Mitte” im Bayerischen Landtag mit Bambergs Quoten-Landtags-AfDler. Urgs! Aber wer “Bambergs Mitte” und ihre Verlautbarungen samt Wahlkampf schon länger verfolgt, dürfte nicht vor Schreck rechts vom Stuhl gefallen sein. Man macht auf Seiten der Wählergruppierung kein wirkliches Geheimnis aus der politischen Ausrichtung, wenngleich man im Stadtrat -zumindest offiziell – nicht mit der AfD kuschelt.
Im Bamberger Ratsgremium hat sich die selbsternannte Partei der Mitte mit der Europapartei Volt und der ÖDP zusammengetan. Liebe auf den ersten Blick? Oder die Reste vom Büffet? – Das Verwaltungsgericht Bayreuth urteilte kürzlich jedenfalls kritisch nach genauer Betrachtung des Bamberger Stadtrats, dass gewisse Koalitionen so gut zusammenpassen wie Leberkäs und Ketchup. Ob man auch die Kombination Volt-BambergsMitte-ÖDP meinte?
Fragt man Bambergs Volt-Frontmann Brünker, politisch mutmaßlich linksliberal, nach dem Rechtsdrall seines Koalitionärs vom anderen Club, so antwortet er, dass es ihm vor allem darum ginge, Bamberg sinnvoll weiterzuentwickeln, und zwar gerne mit seinen Fraktionskollegen. Aha! Natürlich würde er “Rechtsblinkereien” nicht ignorieren, aber lieber fraktionsintern besprechen.
Karma is a bitch. Facebook too.
Dass sich Brünkers Hans-Günter schwer tut, Rechtsblinkereien zu ignorieren, glaub ich. Er hat (witzigerweise nahezu zeitlich zum Kaffeekränzchen seines Koaltionskollegen mit der AfD) kräftig den öffentlichen Aufstand geprobt, als es um ein Pressefoto von Manfred Weber im Wahlkampf für Forza Italia ging. Vom Kurztrip seiner Bamberger Kollegen hat er – trotz vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Bambergs Mitte – bedauerlicherweise nix mitbekommen. Und von vielem anderen auch nicht. Die Facebookwelt halt schon.
Ob man Bambergs Ableger der Europapartei Volt nun als “verschwägert” mit der AfD bezeichnen dürfe, ob Volt (“Pragmatismus statt Idealismus”) auch wegen Macht und Geld koaliert hätte, ob die Annahme einer Einladung des AfD-MdLs in den Landtag für Volt erstmal kein Grund ist, die Fraktionsarbeit mit “Bambergs Mitte” aufzukündigen, weil man ansonsten ja eben wegen „Bamberger Themen“ fruchtbar koaliert hätte, … sowohl Brünker als auch Volt Deutschland blieben Antworten bis zuletzt schuldig.
Ich hätte einen Tipp: Vielleicht bilden AfD, Bambergs Mitte und Volt mal eine Fahrgemeinschaft nach Bayreuth zum Verwaltungsgericht, und lassen sich dort mal im Kaffeekränzchen erklären, wer gut zu wem passen würde. Gerne wieder ein Selfie posten!
mins
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