Der pekuniäre Showdown um die Finanzspritze

Mit Spannung hatten alle die Vollsitzung erwartet, in der es zum großen, pekuniären Showdown um die städtische Finanzspritze ins Stadtmarketing kommen sollte. Alle Mühlen von Gaustadt über die Königstraße, auch die drin am Maxplatz, bis hin zum Herrnleben im Bamberger Süden waren in Bewegung gesetzt worden und rotierten wie ein Erstsemestler nach seinem vierten Rauchbock, um möglichst viel Wind zu machen und für Stimmung zu sorgen.

Da man sich selbst bei allergrößtem Respekt, den ich selbstverständlich vor unserem Gremium der Hineingesalbten habe, nicht bequem in Unterhose in Ratssitzungen setzt, hab ich es mir daheim in meiner Hasskasperldachkammer mit meiner Stadtmarketinggeschäftsführervoodoopuppe vor der Internetglotze gemütlich gemacht und sah zunächst….. nix.

Der Sitzungsbeginn und damit der Livestream verzögerten sich, weil im Vorfeld und noch bis unmittelbar vor Beginn der Sitzung um eine Lösung gerungen wurde zum größten Thema der letzten Monate: Nein, Hans-Günter, nicht die Gastro auf der Brücke. – Natürlich! Um das Stadtmarketing ging es, um das Geld, das fehlt, genauso wie die Aufklärung vom Ex-Fraktionschef der SPD und Stieringermarketinggeschäftsführer Klausi himself.

Der Antrag von Grünes Bamberg, CSU und BBB – seit Monaten der stürmischen Flut trotzend wie das Alte Rathaus – Steuergelder lieber nicht mehr in Arbeitszeit für Fakeaccountspielereien zu stopfen, schien zu wackeln. Vor allem die hinteren Reihen bei den Christsozialen wurden offensichtlich in den Stunden vor der Vollsitzung etwas sentimental an alte Rathaus-Groko-Zeiten erinnert, als Selfies mit Stieringer auf dem Maxplatz noch richtig viele Likes bei Facebook brachten. Manche sahen sich vielleicht auch schon wegen Neller und Glüsenkamp im Knast. Wieder anderen sagten: „Wegen Neller und Glüsenkamp wäre ja kein Problem, aber in einer Zelle mit denen, das pack ich nicht!“

Wer auch immer die wildesten Gerüchte über mögliche Konsequenzen (Knast, Ächtung, Exkommunikation, Hölle, keine Freibiermarken auf dem Maxplatz mehr…) bei Zustimmung zum Antrag gestreut hatte, es hatte manchem Ratsherr und mancher -dame mehrheitsgefährdend psychisch arg, arg zugesetzt, so dass erst die CSU, dann Grünes Bamberg, … also alle Protagonisten noch eine Privataudienz beim Chefsachenchef persönlich hatten, um zu schauen, wie man die Heilige Königstraßenkuh einigermaßen gesichtswahrend vom Eis bekommt. Fast alle. Denn der, der seit Monaten dazu einfach nix sagt und vorher auch lieber mal Fakeaccounts für sich sprechen hat lassen, saß nur herum, als ginge es ihn nix an.

Lange Rede… Aus dem Antrag von Grünes Bamberg, CSU und BBB mit dem Inhalt “bis auf weiteres keine Auszahlung der Gelder für das Stadtmarketing” konstruierte der OB mit altbekannter Diplomatie einen sogenannten Kompromissantrag mit dem Inhalt, frei zitiert “bis auf weiteres keine Auszahlung der Gelder für das Stadtmarketing, aber ich rede noch mal mit allen und schau mal”. Dem Antrag wurde mehrheitlich zugestimmt. Große Begeisterung im Stadtrat.

Nur die Grünen saßen da wie ein Schluck Wasser aus dem Spülbecken im Schlenkerla, hatten sie doch bis zuletzt an ihrem Antrag festgehalten. Der gemeinsam gestellte Antrag sollte ein großer Wurf sein. Oder wenigstens ein kleines Signal. Für die Demokratie, für Rechtschaffenheit, für vernünftigen Umgang miteinander auch in den sozialen Medien, vielleicht auch – zumindest bilde ich mir das ein – eine kleine, aber breite, parteiübergreifende Rückendeckung für den Kleinstadtkabarettisten, der die ganze Geschichte ins Rollen gebracht hatte, in jedem Fall aber ein „So nicht, Stieringer!“

Und dann? Im Stich gelassen von CSU und BBB, von Kuntke (SPD) als politikunfähig eingestuft (Kuntke, das ist der, der uns zu Beginn der BKPV-Geschichte erklärt hat, dass es alles nur eine Pressekampagne ist), von Stieringer mit Missachtung gestraft, während Neller und Tscherner am nächsten Tag sogar noch wortgewaltig mit dem gezollten Respekt seiner Herrlichkeit davonkommen.

Aber schauen wir doch noch mal unter den Strich:

  • Aus „Die 70.000 Euro werden bis auf Weiteres nicht ausbezahlt.“ wurde „Die 70.000 Euro werden bis auf Weiteres nicht ausbezahlt.“
  • In Bamberg braucht es offensichtlich einen Stadtratsbeschluss, um den OB mit allen Beteiligten zu Gesprächen zu motivieren. Das Einzige, was mich daran stört: Ich werde wohl nicht eingeladen.
  • Ein Antrag auf institutionelle Förderung eines Stadtmarketings mit einem Geschäftsführer ohne Bereitschaft, seine öffentlichkeitswirksamen Skandale aufzuklären, ist nicht mehrheitsfähig. Die 70.000 Euro „einfach so auf die Hand“ sind vom Tisch.
  • Ich bin auf die anstehende Mitgliederversammlung gespannt, wenn der Vorsitzende (der mit der Mafia-Methoden-Liebäugelei gegen Kritiker) den Mitgliedern erklärt, warum der Verein wegen eines skandalträchtigen Geschäftsführers lieber auf eine knappe Viertelmillion Euro stabile Förderung auf drei Jahre verzichtet, statt endlich reinen Tisch zu machen.

Ich musste nun auch gedanklich erstmal so allerlei von links nach rechts und wieder zurückschieben, um es für mich zu sortieren, weil das am Mittwoch auf den ersten Blick echt blöd gelaufen ist.

Was ich heute aber nach vielen Gesprächen und auf den zweiten Blick sagen kann: Nicht für die, die zum ursprünglichen Antrag standen.

Aber. (hihihi!) Das ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung.

Grüße, Betepatschehändchen!

Der Kleinstadtkabarettist

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