Back to the Hinterzimmer!
Im Rathaus geht es hinter den Kulissen hoch her. Nach drei Jahren des Referentenpostenstillstands kommt gerade Schwung in die Stube. Ihr habt gar nix mitbekommen? – Kann ich mir gut vorstellen.
Strafbefehle beglichen, Versicherung geschröpft, alles auf Anfang. Im Rathaus am Maxplatz ticken die altehrwürdigen Standuhren wieder im Takt. Spätestens am Sonntagabend der Sandkerwa weiß der gemeine Bamberger nimmer, dass es jüngst ganz schön wild zu ging in Teilen der Rathausoberschicht.
So schnell ist alles vergessen: Die Rathausrazzia, die windigen Personalentscheidungen, die weltweit bekannten Bamberger Rechtsauffassungen und zuletzt natürlich die Strafbefehle, u.a. für zwei Referenten. Alles fort! Man könnte auch sagen: Zum Glück und gerade rechtzeitig, denn es stehen allerlei Entscheidungen an, die man in gewohnter Manier dann doch lieber nicht mit dem Wahlvieh… tschuldigung… -volk thematisiert. Die wichtigsten, die allerwichtigsten Dinge passieren abseits von Senaten oder gar in die Öffentlichkeit gestreamtem Schaulaufen der gesalbten Ratsherrinnen und -damen. Im ersten Stock des Rathauses, meist im Sitzungsaal (Fenster Richtung Maxplatz sicherheitshalber mit blickdichtem Stor verhängt), trifft sich der Ältestenrat, gern auch „Club der Allergemütlichsten“ genannt, und lässt sich die Ideen des Oberbürgermeisters zu Kaffee und Kuchen (mit Sahne) servieren.
(Ich weiß, dass im großen Sitzungssaal Speisen- und Getränkeverbot herrscht, damit niemand pappige Cola auf die Mikrofone im Tisch schusselt, aber ich fand das Bild viel zu lustig, um es den Tatsachen zu opfern)
Auch am heutigen Dienstag treffen sich die Fraktionschefs zu einer Sondersitzung. Es geht um die Referenten, denn es könnte allerlei Veränderung anstehen. „Wie das!??“ denkt ihr zurecht. Ihr, als gut informierte Leser meiner Verlautbarungen wisst ja, dass alle Referenten auf Basis von Andis Bestenauswahl vom Stadtrat ins Amt gehoben wurden. Was will man verändern, was will man besprechen? Ausschreibung hat man lange nicht mehr gebraucht, weil immer gleich und wirklich total zufällig der oder die Richtige für einen leeren Referentenstuhl vor der Bürotür des Oberbürgermeisters stand. Als hätte man es geplant.
Doch mit dem freiwilligen Abschied von Dr. Matthias Pfeufer als Schul-, Sport- und Bildungsreferent ergeben sich Möglichkeiten, das bröckelige und in den letzten Jahren in Mitleidenschaft gezogene Machtgefüge wieder etwas zu restaurieren, und wenn man schon dabei ist, auch direkt das nahende Amtszeitende des Wirtschaftsreferenten und die Zukunft des zwischenzeitlich nicht mehr unbedingt für Recht und Ordnung bekannten Referenten für – hehe – Recht und Ordnung zu diskutieren.
Nun könnte man nach Jahren der Personalentscheidungen nach dem – sagen wir – Sonnenkönigsprinzip auf die Idee kommen, dass man es nun doch mal mit Methode „Ausschreibung“ probiert. Klingt krass, aber so werden ja oft Stellen besetzt: Mit Ausschreibung. Das hat aber halt – und das weiß man im Rathaus – den Nachteil, dass man dann wenig dealen kann hinter den Kulissen. Und dass man sich dann vielleicht jemand auf den Referentenposten setzt, der den Job nicht nur deshalb bekommen hat, weil er im Hinterzimmer politisch ausgehandelt wurde.
Man spricht von verkürzten Amtszeiten, damit es dann vielleicht mit der nächsten Wahl zusammenfällt, man spricht über mögliche Stadtratsmehrheiten, über Geschachere im Hintergrund.
Jo. Im Rathaus am Maxplatz ticken die altehrwürdigen Standuhren wieder im Takt. Back to the Hinterzimmer!
mins
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