Woss nix kost, daachd nix. – Der ominöse Raum im Alten Rathaus

Bestimmt fragt ihr euch, wie es weitergeht in unserem „Local Vermisst“ mit Florian Leischi… Herrnleben. Es war ja zuletzt ganz schön spannend. Aber ich kann euch beruhigen, es gibt keine Leiche im Rathauskeller, zumindest keine echte. Die gesuchte Dame ist nicht ernsthaft verschwunden, soviel kann ich sicher sagen. Aber es sind noch viele Fragen offen, mit deren Beantwortung sich die Pressestellen dieser Welt offensichtlich eher schwer tun. Ich nehm euch mal mit nach 2018, zufällig, wirklich total zufällig das Welterbejubiläumsjahr….

Im Herbst 2018 war großer Bahnhof im Torbogen des Alten Rathauses, denn das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (Freunde dürfen auch BLfD sagen) eröffnete eine Zweigstelle in Bamberg, genauer gesagt im – Überraschung – Alten Rathaus. Von einem Büro im Erdgeschoss des Rottmeisterhäuschens aus sollte, so die offiziell-wohltemperierte Verlautbarung, die Entwicklung und Vernetzung der bayerischen Welterbestätten vorangetrieben werden. Die Stadt Bamberg stellt für diese Koordinierungsstelle, die am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege hängt, dankenswerterweise und, weil wir insgesamt ja ein nettes Völkchen hier sind, einen Raum inmitten des Zentrums des Welterbes Bamberg zur Verfügung. Und das sogar kostenlos und unentgeltlich, da (und ich darf zitieren) „es sich bei der Einrichtung einer Welterbe-Koordinierungsstelle auch um eine für die Belange der Welterbestadt Bamberg bedeutsame und damit auch im originär städtischen Interesse liegende Aufgabe handelt.“

Kostenlos. So sind wir halt. Immer! (Und natürlich nicht nur rein zufällig rund acht Wochen vor der großen Feierlichkeit zum 25jährigen Welterbe, zu dem sogar die UNESCO-Deutschland-Präsidentschaft in Bamberg erwartet wurde.)

Zu diesem feierlichen – in der Königstraße würde man sagen – Event in unserem millionenfach fotografierten Wahrzeichen war nahezu alles gekommen, was im Kontext Rathaus, Kultur und Ministerium im Herbst 2018 einigermaßen Rang und Namen hatte, um ehrwürdig den goldenen Schlüssel zum Büro im schmucken Fachwerkbau zu überreichen.

So weit, so pompös.

Im Zusammenhang mit der stadtbekannt-städtischen Raumnot schlug nun eine kleine Irritation bei mir ein. Und ihr wisst, für Irritationen bin ich immer zu haben. Dieser Raum von damals, der wäre seit geraumer Zeit recht verwaist. Manche sagen „lange nicht“, andere „sehr lange nicht“, ganz andere sogar „noch gar nie nicht“ wurden dort Mitarbeiter des BLfD gesichtet. Und weil Kulturschaffende wie ich wissen, wie schwer – man möchte fast sagen – unmöglich es ist, dem städtischen Immobilienmanagement kostenlos für ein Wochenende auch nur eine undichte Garage im nicht privilegierten Bamberger Norden aus den Rippen zu leiern, wollte ich schon genau wissen, ob das denn sein kann, dass die Stadt bei eigener, größter Raumnot kostenlos und unentgeltlich Flächen verteilt wie ein besoffenes Sterntalermädchen nach 2 Uhr nachts.

Die Antwort von der Stadt Bamberg kam prompt. Ich fass mal in meinen Worten zusammen: Kostenlos, ja. Nutzungsumfang der überlassenen Räumlichkeit liegt allein beim BLfD. Auch wie man jemandem in dem Raum telefonisch oder elektropostalisch erreicht, konnte man mir seitens der Stadt nicht sagen, obwohl man dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege – weil wir halt so ein nettes Völkchen sind – sogar ein städtisches Telefon und einen städtischen PC ins Büro gestellt hatte. Für weiteres solle ich mich jedenfalls an eben dieses Bayerische Landesamt wenden.

Hab ich gemacht, nachdem ich auf der Webseite des BLfD vergeblich nach dieser Zweigstelle im Bamberger Rathaus gesucht hatte.

Jo, wie soll ich’s diplomatisch sagen? – In München beim BLfD hatten sie maximal gerüchteweise von mir gehört und so kam heute eine klassische Pressestellenantwort auf Fragen, die ich gar nicht gestellt hatte. Ich wollte die Telefonnummer der Koordinierungsstelle wissen, was man denn da so gemacht hätte die letzten Jahre und ob man denn das Büro wenigstens gelegentlich nutzt.

Stattdessen teilte man mir mit, dass man das Büro schon zweck- und anlassbezogen nutzen würde, dass der Großteil der Tätigkeiten aber während Dienstreisen und nicht von Büros aus erledigt wird, dass sich die Arbeitswelt infolge der Pandemie sehr massiv verändert hat und die grundsätzliche Möglichkeit von Homeoffice auch im BLfD stark ausgebaut wurde. Man vermute deshalb, dass der Eindruck von den Verhältnissen der Pandemiezeit geprägt sei.

Soso.

Man muss der Pressestelle des BLfD zugutehalten, dass sie mich und meine Liebe zu Pressestellen bislang noch nicht kennenlernen durfte. Wahrscheinlich weiß man in München auch nix von diesen dunklen Gestalten, die sich nachts gerne mit mir hinter städtischen Bratwurstbuden treffen, um mir Informationen zuzustecken. Aber zum Glück stünde man mir – Was für ein nettes Angebot! – beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege für Rückfragen zur Verfügung.

Fortsetzung könnte folgen. Bestimmt! Kostenlos und unentgeltlich.

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