Die Bamberger Journalistenschule
Wir haben viel erleben – man muss fast sagen – ertragen müssen. Was hierzulande vor allem online während der letzten Jahre presseseits emporschoss, um „unnerm Eff-Dee“ – Ach, was sag ich – allen Mainstreammedien dieser Welt den Kampf anzusagen, hätte, wäre alles gedruckt wurden, sämtliche blauen Tonnen im Stadtgebiet gesprengt. Weil es nicht langt, geht’s von Bamberg aus höher hinaus!
Erinnern wir uns an BambergFacts, inzwischen wahrheitsgetreu umbenannt in BambergStories, das Portal, deren Betreiberin ja dumm gewesen wäre, wenn sie beim Verfassen ihrer „Alles kein Skandal!“-Artikel nicht die Hilfe von so jemandem wie dem ehemaligen SPD-Fraktionschef angenommen hätte (Zitat!). Was schwurbelten sich die Meinungsmacher durch den BKPV-Skandal und hofierten dabei die Sandmanns dieser Stadt… Das Portal, wo (gefühlt) fast jeder aus dem Dunstkreis der Königstraße mal im Impressum stehen durfte, beschränkt sich nach viel verbrannter Erde inzwischen auf einfache Hofberichterstattung zu Maxplatzevents und das Posten hübscher Bamberg-Bilder. Die aktuelle Betreiberin ist ja – bewiesenermaßen, weil Zitat! – keine Journalistin.
Dafür schickt sich seit einem knappen dreiviertel Jahr der neue Bamberger Zwiebeltreter an, großen Lokaljournalismus zu bieten und stolpert mit windig gekennzeichneten KI-Texten zu Stadtmarketingthemen „geschrieben“ von Fakeredakteurinnen aus der digitalen Retorte von Fettnapf zu Fettnapf. Und wieder herrscht – Überraschung – gewisse personelle Schnittmenge mit Backgroundsängern der Königstraße.
Da es aber leider nicht reicht, dass wir uns mit unseren journalistischen Fähigkeiten nur innerhalb unserer Stadtmauern blamieren, machen sich die schönsten und klügsten und integersten Köpfe auf, und tragen die Botschaft der hoffentlich niemals weltbekannten Bamberger Journalistenschule hinaus in die Welt.
Beim jungen und aufstrebenden Nachrichtenportal NIUS aus dem VIUS-Gebilde des Milliardärs Gotthardt heuerte kürzlich ein sehr gut von unserer Bamberger Otto-Friedrich-Universität ausgebildeter Politik-, Rechts- und Kommunikationswissenschaftler als Chefredeakteur an: Jan David Sutthoff, ehemaliger Herausgeber und auch Chefredakteur unserer vielfach ausgezeichneten Bamberger Studierendenzeitschrift OTTFRIED, ist nun ganz oben angekommen im Deutschen Journalismus! Glückwunsch, könnte man vielleicht mit ein wenig Stolz sagen, denn immerhin versammeln sich in seiner Redaktion – und zwar unter ihm! – zahlreiche bekannte Namen der sehr deutschen Presselandschaftselite.
Beispiele gefällig? Neben dem allseits vor allem für sehr, sehr, sehr seriösen Journalismus bekannten Julian Reichelt tummeln sich in der NIUS-Redaktion zwischenzeitlich so illustre Namen wie Ralf Schuler, ehemaliger Leiter des Parlamentsbüros der BILD mit diskutabel viel Verständnis für die AfD, sowie Sebastian Vorbach und Willi Haentjes, einst in der Führungseben von BILD. „Die Stimme der Mehrheit“, der Untertitel und gleichzeitig wohl das Motto des Portals, klingt so vertrauenserweckend und vielversprechend wie von „Bamberg Facts“ persönlich ausgewürgt..
Und weil, wenn es um vertrauenswürdigen Journalismus geht, auch die Obere Königstraße 1 nie weit ist, darf im NIUS -Nachrichten-Talk „Stimmt!“ (Wer hat bei so einem Sendungstitel überhaupt noch Zweifel?) auch immer mal ein Bamberger Rhetorikexperte seinen Senf – diesmal nicht zu Nürnberger Rostbratwürsten, sondern zu den Kompetenzfeldern Klima, Gendern und Eisschlecken – abgeben über Medien in Masse, die ideologische Bubbles bedienen (NIUS wahrscheinlich ausgenommen), und über die (ALLE!) Medien, die Angst triggern, um Klicks zu generieren (NIUS wahrscheinlich auch ausgenommen). Mit an Bord im sehr unkontroversen Talk: Eine junge Achgut-Autorin, bei deren Ansichten es mich nicht wundern würde, wenn sie zuhause einen Starschnitt von Henryk M. Broder neben der Eiche-Rustikalwand hängen hätte, und ein klimaforschender Chemiker mit Hang zum wissenschaftlichen Geisterfahren.
Aber was weiß ich schon als Kleinstadtkolumnist? – Ich bin ja kein Journalist.
mins
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